Wenn sich alles dreht: Die Ursachen von Schwindel sind komplex.

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Wien – Schwindel zählt zu den häufigsten Gründen für Besuche beim Hausarzt. Ungefähr jeder zehnte Patientenkontakt eines Allgemeinmediziners betrifft solche Symptome, die eigentlich keine Erkrankung darstellen, sondern Zeichen einer Störung, die viele komplexe Ursachen haben kann. Die Zahl der Betroffenen steigt.

Der Begriff "Schwindel" sei Zeichen einer Diskrepanz zwischen dem Gleichgewichtssinn, dem visuellen System und dem sogenannten propriozeptiven System – Sehnen, Muskeln und Gelenken – und in weiterer Folge der zentralen Koordinierung der Reize im Gehirn. Das erklärt der HNO-Arzt Benjamin Loader, Leiter der Schwindelambulanz im Krankenhaus Rudolfstiftung in Wien.

Unterschiedlicher Schwindel

In der Medizin wird unter anderem Drehschwindel (Vertigo), Schwankschwindel sowie Gang- und Standstörungen sowie Benommenheit unterscheiden. Weitere Unterteilungen betreffen die Ursachen, die von Angststörungen über neurologische Ursachen bis zum Altersschwindel reichen. "Altersschwindel nimmt an Prävalenz zu", sagte Loader. Der Grund dafür liegt in der steigenden Lebenserwartung der Menschen. Er ist Ausdruck des langsamen Koordinationsverlustes im Rahmen natürlicher Abbauphänomene.

In der Generation 65 plus sei statistisch gesehen jeder Dritte einmal im Jahr von einem Sturz betroffen, sagt die Physiotherapeutin Constance Schlegl, die selbst viel mit älteren und betagten Patienten arbeite. Zur Prävention rät sie zu Gang- und Gleichgewichtstraining, durch die das Gehirn geschult wird und das sich zu Hause durchführen lässt.

Schulmedizinische und homöopathische Antworten

Eine medikamentöse schulmedizinische Therapie des Schwindels setzt eine genaue Erforschung der Ursachen, die wiederum ein ausführliches Gespräch des Arztes mit dem Patienten bedingt – Zeit, die der Mediziner nicht unbedingt hat, wie Loader einräumte.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma stellt die Homöopathie dar. "In der Homöopathie sind nicht Ursachen vorrangig, sondern Symptome", sagt die praktische Ärztin Ilse Fleck-Vaclavik. Als "Firstline-Therapie" werde von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin Vertigoheel gleichwertig mit schulmedizinischen Medikamenten gestellt, erklärt die Medizinerin. Grundlage dieser Empfehlung seien Studien, die eine fast gleiche Wirksamkeit zum Beispiel mit Betahistin konstatierten. Vertigoheel enthält vier Arzneien zur Behandlung von Schwindel: Gefleckten Schierling, Kockelskörner, Sekret des Pottwals und Steinöl. (APA, 4.5.2017)