Obwohl wir in einer Gesellschaft des Überflusses leben, ist in unserer Gesellschaft ein fixes Einkommen für Alle ein utopisches Sozialmodell. Aber warum?  Mein Film "Free Lunch Society – Komm Komm Grundeinkommen" über bedingungsloses Grundeinkommen begann als Inspiration eines "Star Trek"-Dialogs und untersucht die Frage, wie ein Wirtschaftssystem funktioniert, in dem Arbeit und Einkommen voneinander getrennt sind. Nach sechs Jahren Arbeit startete der Film vor Kurzem in den österreichischen Kinos.

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Im 24. Jahrhundert gibt es kein Geld

1991 war ein prägendes Jahr für mich. Der Wechsel von einer AHS in eine HTL für Elektrotechnik war damals en vogue, die späteren Jobaussichten galten als glänzend. Die ersten zarten Pflänzchen jugendlicher Rebellion fütterte ich mit Nirvanas "Nevermind" und das ZDF brachte "Raumschiff Enterprise – Das Nächste Jahrhundert" ins deutschsprachige Fernsehen. Die Entscheidung für eine HTL bereue ich noch heute und Nirvana höre ich nur noch aus Nostalgiegründen. Hingegen ist der Einfluss von "Star Trek" aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.

Vor 25 Jahren hörte ich zum ersten Mal einen Dialog, der mich bis heute leitet: Ein kryogenisch konservierter Banker aus dem späten 20. Jahrhundert wird an Bord der Enterprise aufgetaut und erfährt, dass es im 24. Jahrhundert kein Geld mehr gibt. Ratlos fragt er Captain Picard: "Was werde ich tun? Wie werde ich leben?" Picard: "Wir sind im 24. Jahrhundert. Materielle Nöte existieren nicht." Der Banker: "Was hat man da noch für ein Ziel?" Picard: "Das werde ich Ihnen sagen, Mr. Offenhouse. Sie können sich weiterentwickeln, Ihr Wissen vergrößern. Genießen Sie es!"

Die Wissensvermittlung in der HTL war kein Genuss. Ich wollte Künstler werden, begann zu Malen, zu Fotografieren und drehte 8mm-Filme. Den Schritt an eine Kunstuniversität wagte ich allerdings nicht. Das Dogma, etwas "Gscheites" zu lernen, war in meinem Umfeld nur allzu präsent. Technik (nicht schon wieder!) und BWL kamen nicht in Frage. Ich wurde Volkswirt und hatte nun die Werkzeuge, das Wirtschaftssystem des 24. Jahrhunderts wissenschaftlich zu untersuchen: Wie funktioniert ein Wirtschaftssystem, in dem Arbeit vom Einkommen getrennt ist? Ich schrieb meine Diplomarbeit über das "Bedingungslose Grundeinkommen" und vertiefte meine Theorien im Doktoratsstudium. Und wäre die Leidenschaft Filme zu machen nicht so groß gewesen, würde ich heute, wie viele meiner Kollegen, für die Nationalbank arbeiten, 17 Monatsgehälter beziehen und elegante, aber realitätsferne mathematische Wirtschaftsmodelle weiterentwickeln.

Wie funktioniert ein Wirtschaftssystem, in dem Einkommen und Arbeit voneinander getrennt sind?
Foto: Golden Girls Filmproduktion

There ain’t no such thing as a free lunch

"There ain’t no such thing as a free lunch" (TANSTAAFL) ist im Englischen ein geflügeltes Wort, das Ökonomen folgendermaßen beschreiben: Um eine Sache zu bekommen, die wir mögen, müssen wir eine andere Sache aufgeben, die wir mögen. Die orthodoxe Volkswirtschaft betrachtet Knappheit als den Hauptantrieb jeglichen Wirtschaftens. Dabei machen die Ökonomen die Rechnung ohne den technologischen Fortschritt. Zwar sind wir von einer Gesellschaft, wie sie in "Star Trek" gezeigt wird, noch weit entfernt.

Im Überfluss leben wir aber schon: Digitale Güter können kostenlos, beliebig oft vervielfältigt werden; wir erleben die ersten Schritte zu einer künstlichen Intelligenz, die bis vor wenigen Jahren noch als Science Fiction galt; führerlose Autos sind kurz vor der Serienreife und die besten "Jeopardy!"-Champions hatten schon 2011 keine Chance gegen IBMs Watson Computersystem. Mit dem 3D-Drucker machen wir große Schritte zu einer Technologie, die jedes beliebige Objekt immer und überall auf Knopfdruck herstellen können wird.

Wenn Maschinen und Roboter die Arbeit erledigen und die Ressourcen uns allen gemeinsam gehören, sind wir frei das zu tun, was auch immer wir wollen. Wir können unbegrenzt Urlaub machen, uns weiterentwickeln und unser Wissen vergrößern. Wir sind nicht mehr gezwungen, unsere Ausbildung an den sogenannten Arbeitsmarkt anzupassen, sondern unseren Talenten entsprechend zu arbeiten und zu forschen. Willkommen in der Free Lunch Society. Genießen Sie es! (Christian Tod, 10.5.2017)

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