Das Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater steht unter Denkmalschutz.

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Ende Juni 2017 soll eine neue Machbarkeitsstudie auch tatsächlich vorliegen. Beauftragt wurde diese von Sportminister Doskozil, der auf den Neubau eines Nationalstadions drängt.

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Wien – Die Diskussion über die Zukunft des Wiener Ernst-Happel-Stadions spitzt sich zu. Der Österreichische Fußballbund (ÖFB) und Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) drängen vehement auf den Neubau eines österreichischen Nationalstadions im Prater. Argumente dafür soll eine Machbarkeitsstudie des international tätigen deutschen Unternehmens IFS (Institut für Sportstättenberatung) liefern. Diese wurde erst im März 2017 von Bund und Stadt Wien in Auftrag gegeben und soll Ende Juni vorliegen.

Das ist insofern skurril, als bereits im Jänner 2016 eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema bestellt wurde. Damals aber war es die Stadt Wien, die ein Unternehmen der städtischen Holding damit beauftragt hat. Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) stellte ein Ergebnis für Ende 2016 in Aussicht. Bis heute ist allerdings keines bekannt.

Absage für Neubau-Pläne

Unabhängig vom Ausgang der Studie erteilte Mailath-Pokorny im Februar 2017 in einem Interview mit dem STANDARD aber den Neubau-Plänen eine Absage: "Wir müssen und wollen mit dem Happel-Stadion weitermachen. Es geht um eine Weiterentwicklung des vorhandenen Stadions."

Ob die von der Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft (WSB) erarbeitete Machbarkeitsstudie jemals fertiggestellt wurde, ist nicht bekannt. Laut dem Büro von Mailath-Pokorny wird die Studie jedenfalls "nicht veröffentlicht", wie es am Freitag auf Anfrage des STANDARD hieß. Ergebnisse der Studie dienten lediglich der "internen Information". Davon war bisher nie die Rede.

"Nicht mehr relevant"

Diese interne Studie sei in der Debatte mit dem ÖFB und Sportminister Doskozil "nicht mehr relevant", wie es heißt. Offiziell sagt Mailath-Pokorny auf Anfrage nur: "Wir warten die Ergebnisse der neuen Studie ab." Das heißt aber auch, dass die Ergebnisse der im Jänner 2016 begonnenen Machbarkeitsstudie der städtischen WSB für die Diskussion um die Zukunft des Happel-Stadions keine Rolle spielen. Mit der neuen, externen Studie bleibe "ein unabhängiger Standpunkt gewahrt", sagt ein Sprecher von Mailath-Pokorny.

Was die Frage aufwirft, wieso die Stadt Wien die WSB rund 15 Monate zur Thematik Happel-Stadion arbeiten ließ. Am Abend ließ Mailath-Pokorny ausrichten: "Die WSB lässt jene Fakten, die sie vorab recherchiert hat, in die aktuelle Studie einfließen. Es wird daher auch nichts unter Verschluss gehalten."

Stadtrat vs. Minister

Dass die neue Studie die ablehnende Haltung von Mailath-Pokorny zu einem – durchaus kostspieligen – Neubau an Stelle des Happel-Stadions ändert, scheint ausgeschlossen. Dieser hatte schon bisher auf den Denkmalschutz des Stadions verwiesen. Im Büro des Sportstadtrats wird auch darauf aufmerksam gemacht, dass das Stadion eine Gedenkstätte gegen den Nationalsozialismus sei: Aus dem Praterstadion seien tausende Juden in das KZ Buchenwald deportiert worden. "Das Happel-Stadion wird nicht abgerissen", heißt es deutlich.

Zuletzt hatte sich Sportminister Doskozil mehrfach ganz klar für ein neues Nationalstadion ausgesprochen: "Ja, das will ich." (David Krutzler, 5.5.2017)