Im Wildwasserkanal von Rio war Corinna Kuhnle Fünfte, nun hat sie die EM im Visier.

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Wien – Nach Olympia ist vor Olympia, gerade bei Sommer-Einzelsportarten, in Österreich prinzipiell unter Schattendaseinsverdacht. Herbert Preisl weiß das, und Herbert Preisl sagt das auch. Er ist seit Jänner Präsident des österreichischen Kanuverbands (OKV), Walter Aumayr hatte nach 18 Jahren genug. Was Preisl auch weiß: Bis dahin sind drei Saisonen mit Welt- und Europameisterschaften sowie Weltcups zu überwinden. Und das möglichst gut.

Dafür wiederum sind seit Oktober Helmut Oblinger und Jure Meglic verantwortlich, sie teilen sich die Traineraufgaben. Oblingers Devise: "Wenn man in die Arbeit geht und dort Freunde trifft, macht alles viel mehr Spaß."

Alle gemeinsam

Der fünffache Olympiateilnehmer brach die Trainingsgruppen auf, nun trainieren alle gemeinsam: Kajak und Canadier, Damen und Herren. "Mittlerweile sind sie echt gute Freunde geworden", sagt Oblinger. Das Team ist jung, der Schmäh rennt.

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"Es ist schon ganz witzig, die ganze Zeit mit den Jungen unterwegs zu sein", sagt Corinna Kuhnle. Die 29-Jährige bildet mit Julia Schmid (28) die Routine-Fraktion, die restlichen Jahrgänge liegen zwischen 1994 und 2001. "Ich versuche schon, den ganzen Haufen hier ein bisschen zu leiten", sagt die zweifache Weltmeisterin Kuhnle.

Die Form stimmt

"Wir verbringen viel Zeit miteinander. Da müssen ja alle klarkommen", sagt Viktoria Wolffhardt. Sie ist im OKV-Team ein Unikat, die 22-Jährige darf im Wildwasserslalom (K1) sowie im Canadier-Einer (C1) antreten. Nach einer Kreuzband-OP im Jänner reicht es derzeit nur zum K1: "Mir fehlen noch zwei, drei Zentimeter beim Abwinkeln, um ins Canadier-Boot reinzukommen."

Bei der EM-Generalprobe Anfang April in Tacen (Slowenien) gewann Wolffhardt einen der zwei K1-Bewerbe, Kuhnle den anderen, Nadine Weratschnig holte den Sieg bei einem C1-Rennen. Der Konkurrenzkampf bleibt auch nach dem Karriereende von Violetta Oblinger-Peters hart. Dieses Wochenende paddeln sich die OKV-Athleten in der Wasserarena auf der Donauinsel die Startplätze für die Weltcups und Großereignisse aus, drei Nennungen sind bei EM (1. – 4. 6.) und WM (27. 9. – 1. 10. in Pau/Frankreich) pro Bewerb möglich.

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Kuhnle (K1) und Wolffhardt (C1) bekamen von den neuen Trainern als Vorjahresbeste fixe Tickets, so auch Felix Oschmautz, sein vierter Platz in Tocen war der Lichtblick bei den Herren. Je ein Startplatz pro Bewerb ist nun zu haben, über das letzte WM-Boot entscheiden die Ergebnisse im Weltcup. Ungleich härter wird es 2020, bei Olympia ist nur ein Teilnehmer pro Bewerb erlaubt.

Trotzdem wird gemäß Oblingers Devise nicht gegeneinander gekämpft. "Heli" ist aber nicht nur Menschenmanager, sondern auch Kanufachmann. Das Material der Sportler wurde individuell optimiert, Kuhnle gefällt es nun "besser als im vergangenen Jahr". Nicht unwichtig, will sie den Kanusport ja nicht auf Olympia reduzieren: "Es gibt auch bei EM und WM Medaillen zu holen." (Martin Schauhuber, 6.5.2017)