Die Zukunft von Anthony Modeste, Kölns zuverlässigstem Torschützen, ist offen.

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Köln – Seit einem Vierteljahrhundert wartet der 1. FC Köln auf Europapokal-Nächte in Müngersdorf, und die Sehnsucht war greifbar am letzten Freitagabend. Noch lange nach dem berauschenden 4:3 (3:2) gegen Werder Bremen sangen die Fans Lieder von einer großen Zukunft, die Spieler tanzten auf dem Rasen, kaum jemand wollte nach Hause gehen.

"Es sind noch zwei Spiele bis zu unserem großen Traum, dafür wollen wir alles geben", sagte Torschütze Leonardo Bittencourt. "Wenn wir der Stadt diesen Traum erfüllen, dann wird hier in zwei Wochen die Hütte brennen."

Rechtzeitig zum Endspurt um die Europa League scheint die Mannschaft von Peter Stöger ihre Stärken wiederentdeckt zu haben, durch den Sieg zog der FC am zuletzt so starken Konkurrenten Bremen vorbei. Torjäger Anthony Modeste trifft wieder, Mittelfeld und Defensive präsentieren sich vor allem im eigenen Stadion wieder zweikampfstark und taktisch flexibel.

"Mehr geht nicht"

Stöger sprach nach seinem 100. Bundesliga-Spiel auf der Kölner Bank von einem "Wahnsinns-Fußballspiel. Mehr geht nicht. Offensiv geht nicht mehr als das, was wir am Anfang gespielt haben. Defensiv geht nicht mehr als das, was wir am Ende verteidigt haben." Und die Defensive war extrem gefordert. Die zuvor elf Spiele in Folge ungeschlagenen Bremer waren nach einer schwachen Anfangsphase stets gefährlich, bewiesen auch in Köln ihre bemerkenswerte Effektivität.

Letztlich brachten die Saisontreffer 24 (13.) und 25 (47.) von Modeste sowie die Tore von Bittencourt (28.) und Simon Zoller (44.) den Sieg. Fin Bartels (34.), Theodor Gebre Selassie (40.) und der eingewechselte Serge Gnabry (62.) hatten Werder im Spiel gehalten. "Am Ende haben wir heute gezeigt, wer hungriger ist", sagte Modeste. "Wir wollen in die Europa League." Weiterhin ist völlig unklar, ob Modeste auch nach dem Sommer noch in Kölns Farben antreten wird, nicht nur chinesische Klubs locken den Franzosen mit großen Summen.

Schon fast nicht mehr wahr

Daran allerdings dachte am Freitagabend kaum jemand. Internationaler Fußball in Köln, das ist eine ganz alte Geschichte. 1992/93 trat der FC letztmals im Uefa-Pokal an – die Spiele Mitte der 90er-Jahre im längst eingemotteten Intertoto-Cup zählen nicht so recht. Schleichend wurde aus dem ersten Bundesligameister ein Fahrstuhlklub, der mehrfach vor dem Abgrund stand.

Die neue Führung um Stöger und Sportchef Jörg Schmadtke entwickelt die Mannschaft nach dem Aufstieg 2014 langsam, aber stetig weiter. Auch in dieser Saison, so viel steht schon fest, gelang der nächste Schritt – und der ist möglicherweise groß genug für die Teilnahme am Europapokal.

Mit diesem für die Kölner neuen Ziel fange nun "der Stress aber erst so richtig an", sagte Schmadtke. "Denn das war der erste Schritt von dreien." Am kommenden Samstag geht es zum angeschlagenen Rivalen Bayer Leverkusen, zum Abschluss kommt der FSV Mainz 05.

Freiburgs Coup

Für Schalke 04 geht es in den letzten zwei Runden wohl um nichts mehr. Nach dem 0:2 in Freiburg am Sonntag sind die Chancen auf einen Europa-League-Platz minimal. Freiburg hingegen ist auf bestem Weg ins europäische Geschäft. Im Abstiegskampf weiter bangen müssen der HSV und Mainz 05 nach einem 0:0 im direkten Duell.

Aufsteiger Freiburg sicherte sich den zehnten Sieg im 16. Heimspiel dank zwei Toren von Florian Niederlechner (22., 31./Foulelfmeter). Schalke-Stürmer Guido Burgstaller blieb ohne Torerfolg, Alessandro Schöpf fehlte aufgrund seines Kreuzbandeinrisses. Freiburg hat nach dem hochverdienten Sieg zwei Punkte Vorsprung auf Platz sieben (Köln) und kann in den zwei verbleibenden Partien gegen Ingolstadt und in München seine erste Europa-League-Teilnahme seit 2013 schaffen.

Weiter rechnen müssen der HSV und Mainz. Das Duell zwischen dem noch nie abgestiegenen 16. aus Hamburg (Michael Gregoritsch ab 82.) und dem 15. (ohne Karim Onisiwo) endete 0:0. Damit kommen beide Mannschaften auf 34 Punkte und haben vier Punkte Vorsprung auf den Vorletzten FC Ingolstadt. Der HSV hat mit minus 29 Treffern allerdings ein zusätzliches Handicap. (sid, red, 7.5.2017)