Berchtesgadener Land – Sie: "Horch, was is denn das für ein Gebrüll?" Er: "Das sind wahrscheinlich Brüllenschlangen." Karl Valentins Besuch im Zoo kommt einem in den Sinn, wenn man im schönen Bayernland unterwegs ist – nämlich im M550i xDrive. Der brüllt natürlich nicht immer, kann aber. Und wenn die Weißblauen im Akustikerlebnisabruffall Wert gelegt haben auf eine gewisse Balance zwischen brachial und dezent und verzichtet haben auf das durch künstliche Fehlzündungen verursachte Bollern beim Gaswegnehmen, dann deshalb, weil man noch Luft nach oben lassen will für den M5.

Foto: BMW

Bis der auftaucht, ist der M550i der stärkste und sportivste 5er. Die Ingenieure haben sich besonders liebevoll dem "M" in BMW zugewandt, dem Motor nämlich, und diesen 4,4-Liter-V8 aufgebrezelt mit allem, was sie heimlich in der Hightech-Trickkiste vor ihren Chefs versteckt hatten. Zum Einsatz kommen zwei Twinscrollturbos, vollvariable Ventilsteuerung (Valvetronic) und variable Nockenwellensteuerung (Doppel-Vanos), woraus sich 462 PS und 650 Nm ergeben. Ein begeisterndes Aggregat, gar keine Frage.

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Vor lauter Sturm und Drang sprintet der M550i, der sich zehn Millimeter tiefer duckt als der Serien-5er, in 4,0 Sekunden von null auf 100. Damit deklassiert er sogar den bisherigen M5, der mit seinem 560-PS-V8 4,3 Sekunden benötigt hatte. Und mit einem seligen Grinsen, das einem so nur hintergründiges Wissen ins Inkarnat zaubern kann, meinte Peter Quintus, M GmbH, sinngemäß, dass neben dem nächsten M5 nun wiederum der M550i blass wirken werde.

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Blass wirkte schon jetzt die Natur, im Berchtesgadener Land und im Chiemgau gab es Schneechaos (Ende April!) und Temperaturen wie im Winter. Es geht nichts über gepflegte Klimaerwärmung. Und wehe, die leugnet wer! Immerhin waren wir im Brüllenschlangen-5er verallradet, was nötig ist, damit die vielen Pferde nicht durchgehen und zudem hilfreich ist bei glattem oder nassem Untergrund.

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Das andere 5er-Extrem, der 530e iPerformance, treibt's nur an der Hinterachse. Der 5er ist der jüngste Baustein des mit dem i8 begonnenen, inzwischen enorm breiten Plug-in-Hybrid-Portfolios von BMW. Mit dem kann man ein schlechtes Ökogewissen beruhigen, aber auch der Finanz ein Schnippchen schlagen: Der 530e kostet nur wenig mehr als die Hälfte des M550i. Nachteil: deutlich weniger Kofferraum (410 statt 530 Liter), weil dort (und unter der Fondsitzbank) die Lithium-Ionen-Batterie untergebracht wurde.

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Deren 9,2 kWh Kapazität verleihen dem 5er zwar nicht Flügel, aber bis zu 50 km E-Reichweite. Erfahrungsgemäß bleiben davon 25 bis 30 km über, und natürlich hat der Realverbrauch mit den 1,9 genormten relativ wenig zu tun.

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Technik im 530e? Elektromotor mit 83 kW, im Getriebe untergebracht (anstelle des Wandlers). 2,0-Liter-Vierzylinder mit 184 PS. Systemleistung 252 PS. Nimmt man es sportlich, ist man in 6,2 Sekunden von null auch 100 km/h. Der Plug-in-5er fährt sich komfortabel, mit seinen 1885 kg ist er sogar leichter als der M550i (1885).

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Und Laden, immer ein Pferdefuß der E-Mobilität? Viereinhalb Stunden daheim an der Steckdose, zweidreiviertel Stunden an der Wallbox (3,7 kW Ladeleistung). 2018 lassen wir die Kabel dann weg, der 530i wird zum ersten induktiv ladenden Plug-in-BMW.

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Und damit uns nicht langweilig wurde mit den 5ern, hatte BMW noch die Facelift-4er mitgebracht. Die seit 2013 existierende Schönlingsbaureihe – Coupé, Cabrio, Gran Coupé – hat bereits 400.000 hoffentlich glückliche Kunden gefunden, mit Abstand die meisten davon in den USA, und von den drei Modellvarianten schlug sich das Gran Coupé weitaus am besten.

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Zwei neue Motoren kredenzte man anlassbedingt, 430i und 440i. 430i wirkt irreführend, statt sechs Zylinder in Reihe werken hier viere. Hm. Klingt aber gar nicht übel und leistet 252 ehrliche PS. Noch besser im Futter mit seinen 326 PS steht der 440i, ebenfalls twinscrollturbobeatmet, diesmal aber 3,0 statt 2,0 Liter Hubraum – und natürlich sechs Häferl in Reihe. (Andreas Stockinger, 10.5.2017)