In allen Fällen stark belastend für die Betroffenen sind schwere Formen der sogenannten Akne inversa mit schmerzhaften Abszessen, eitrigen Entzündungen etc. in der Achsel- und Genitalregion. Wiener Dermatologen haben jetzt zeigen können, dass eine großräumigere lokale Entfernung der betroffenen Hautareale zumeist eine Heilung herbeiführen kann.

"Ein bis vier Prozent der Bevölkerung in der industrialisierten Welt leiden an dieser Hidradenitis suppurativa (HS; auch Akne inversa; Anm.)", schrieben Christian Posch und seine Co-Autoren von der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Wiener Krankenhaus Rudolfstiftung in ihrer im "Journal of the American Academy of Dermatology" erschienenen wissenschaftlichen Arbeit.

Der Leiter der Abteilung, Klemens Rappersberger, sagte: "Die Krankheit galt bisher als unheilbar. Die Erkrankten leiden oft lebenslang an sehr schmerzhaften Abszessen, eitrigen Entzündungen und Fisteln sowie Narbenbildungen und können auch wegen der ausgeprägten Geruchsentwicklung kaum am sozialen Leben teilnehmen."

Schwere Beeinträchtigung

Es handelt sich um eine chronisch entzündliche, autoinflammatorische Erkrankung, welche speziell von den Haarfollikel und den sogenannten apokrinen Schweißdrüsen (Duftdrüsen) ausgeht. Und da sie besonders häufig in der Achselgegend und in der Genitalregion auftritt, kommt noch ein erhebliches Maß an Stigmatisierung hinzu. Rappersberger: "Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sind weiterhin relativ beschränkt. Antibiotika-Kombinationen bei leichtgradiger Akne inversa oder eine immunmodulatorische Therapie mit monoklonalen Antikörpern sind nur teilweise wirksam.

Die Dermatologen an der Wiener Rudolfstiftung haben seit dem Jahr 2000 eine andere Strategie verwendet. Sie entfernten chirurgisch großflächig die von der Akne inversa betroffenen Hautareale und auch beträchtliche Flächen der umgebenden Haut, auch wenn diese nicht von den Entzündungen betroffen war.

Das Ergebnis war gut. "Meine Mitarbeiter konnten zeigen, dass bei 80 Prozent der Behandelten eine komplette Heilung erreicht werden kann und die Patienten wenige Wochen bis Monate nach dem chirurgischen Eingriff wieder ein normales Leben führen können. Eine unserer Patientinnen hat nach der Therapie bei uns eine Selbsthilfegruppe gegründet, damit Betroffene besser über die oft heilende Behandlung informiert werden", sagte Rappersberger.

In der Studie wurden die Ergebnisse bei 74 Patienten mit Akne inversa im Stadium III analysiert. Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 4,72 Jahre. Knapp 19 Prozent hatten lokale Rückfälle. 70 Prozent der Patienten äußerten sich zufrieden mit dem kosmetischen Ergebnis der recht großflächigen Eingriffe, auf die in den meisten Fällen eine normale Wundheilung ohne Hauttransplantation erfolgte. (APA, 8.5.2017)