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Zahra Nemati scheiterte bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 schon früh. Wenig später holte sie Gold und Silber bei den Paralympics.

Foto: REUTERS/Yves Herman

Teheran/Wien – Ihre Bekanntheit reicht weit über die iranischen Grenzen hinaus. Doch jetzt sitzt Zahra Nemati innerhalb dieser Grenzen fest. Ihr Ehemann, von dem sie sich scheiden lassen will, verweigert der bekanntesten Sportlerin des Landes seine Zustimmung für Reisen ins Ausland. Das ist vielleicht nicht sein gutes, aber doch sein Recht im Iran. Mag sein, auch darauf will Nemati, die ihren Fall an die Öffentlichkeit getragen hat, aufmerksam machen. Die Causa sorgt weltweit für Aufsehen, und über Nematis Mann ist im Iran in den sozialen Medien ein Shitstorm hereingebrochen – das allerdings hilft ihr vorerst auch nicht weiter.

Die 32-Jährige aus Kerman hat ihr Land sowohl bei Paralympischen wie auch bei Olympischen Spielen als Bogenschützin vertreten. Ihre paralympische Goldmedaille 2012 in London war der erste Titel einer iranischen Sportlerin bei Paralympics oder Olympia. Im Vorjahr hatte sie sich gleich doppelt für Rio de Janeiro qualifiziert, für die olympischen und die paralympischen Spiele.

Botschafterin und Vorbild

Zur olympischen Eröffnungsfeier fuhr Nemati mit ihrem Rollstuhl als Fahnenträgerin ins Maracanã-Stadion. Zeitungen wie die "Süddeutsche" und der "Guardian" produzierten große Storys über die junge Frau, die in ihrer Jugend als Taekwondo-Talent galt, aber seit einem Autounfall 2003 querschnittgelähmt ist. Nemati sieht sich nicht nur als Botschafterin der Paralympics ("Sport ist der beste Weg, eine Behinderung zu besiegen"), sondern vor allem als Vorbild für iranische Sportlerinnen. "Die Sichtweise auf Sportlerinnen hat sich im Iran schon geändert", sagt sie. "Und es gibt auch etliche Athletinnen, die Außergewöhnliches leisten."

Bei Olympia 2016 wurde der Iran von 54 Männern und neun Frauen vertreten, von acht Medaillen war eine quasi weiblich, Bronze von Kimia Alizadeh im Taekwondo. Nemati ist in Rio olympisch leer ausgegangen, dafür trumpfte sie wenige Wochen später paralympisch mit Gold und Silber auf.

Verlobung im Olympischen Dorf

Das toppte London 2012, wo sie Gold und Bronze geholt hatte. Am Tag ihres damaligen Triumphs hatte sich Nemati im Olympischen Dorf mit ihrem Teamkollegen Roham S. verlobt, wenig später wurde geheiratet. Nun ist die Ehe aus ihrer Sicht zerrüttet, sie will sich scheiden lassen, er will sie weiter an sich binden.

"Ich werde nicht zulassen, dass sie das Land verlässt, auch nicht für Sportwettbewerbe", sagte Roham S. der Nachrichtenagentur ISNA. Kundige gehen davon aus, dass Nemati bei der Hochzeit keinen Ehevertrag abgeschlossen hat, wie das längst die große Mehrheit der Iranerinnen tut – nicht zuletzt weil diese Verträge den sonst oft langwierigen Scheidungsprozess beschleunigen. Doch auch Nematis Fall sollte, davon ist auszugehen, relativ bald zu ihren Gunsten geklärt sein. Ihre grenzenlose Popularität ist da kein Schaden. (Fritz Neumann, 9.5.2017)