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Windows 10S auf dem Surface Laptop.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere

Mit Windows 10S hat Microsoft vor kurzem eine neue Variante seines Betriebssystems vorgestellt. Mit einem Fokus auf Cloud-Services soll die abgespeckte Windows-Variante vor allem im Bildungsbereich reüssieren, und dem dort zuletzt sehr erfolgreichen Chromebooks erneute Konkurrenz machen. Doch bereits kurz nach der Vorstellung wurden die ersten kritischen Stimmen laut. Stellte sich doch heraus, dass Microsoft es nicht ermöglicht einen anderen Browser als Edge oder eine andere Suchmaschine als Bing als Default-Wahl festzulegen.

Kein Desktop-Browser jenseits von Edge

Wie sich nun herausstellt, gehen die Beschränkungen für Browser aber noch wesentlich weiter. In einem Statement gegenüber ZDNet bestätigt Microsoft, dass die Windows Store-Regeln die Aufnahme eines komplett unabhängigen Webbrowsers untersagen. Da der Store die einzige Möglichkeit ist, Programme unter Windows 10S zu installieren, wird damit also die Aufnahme der Desktop-Varianten von Chrome, Firefox und Co. effektiv ausgeschlossen.

Oberflächlichkeiten

Den Konkurrenten steht allerdings eine andere Option zur Wahl: Sie könnten einen neuen Browser auf Basis von Microsofts Edge und dessen Rendering- sowie Javascript-Engine entwickeln. Damit gleicht die Situation jener unter iOS, wo Apple ebenfalls alternative Engines verbietet. Insofern unterscheidet sich der iPhone-Chrome nur durch Oberfläche und zusätzliche Features vom Safari, die technische Basis ist hingegen exakt die gleiche.

Direkte Konkurenz

Unter Googles Chrome OS, gegen das Microsoft mit WIndows 10S antritt, ist die Situation hingegen etwas diffiziler: Von Haus aus, kann auch dort nur Chrome genutzt werden, was aber keine Policy-Gründe hat, sondern technischer Natur ist, da die gesamte Oberfläche auf Chrome basiert. Mit dem Android-Support, den mittlerweile einige Chromebooks aufweisen, gehört aber auch das der Vergangenheit an, da fortan einfach die Android-Version von Firefox genutzt werden kann – ohne jegliche Beschränkungen.

Sicherheit

Als Grund für diese Entscheidung verweist Microsoft auf Sicherheitsgründe Alle Universal Windows Apps laufen in einer Sandbox isoliert vom restlichen System. Da Browser selbst Code ausführen können, würden sich hier aber neue Angriffswege ergeben. Zudem stünde natürlich Usern, die unbedingt alternative Browser einsetzen wollen, die Möglichkeit um 49 US-Dollar ein Upgrade auf eine Vollversion von Windows 10 durchzuführen.

Vorgeschichte

Interessant ist diese Entscheidung aber auch aus einer anderen Perspektive: Wurde Microsoft doch erst vor einigen Jahren wegen Ausnutzung seiner Marktmacht zu einer Browserwahl unter Windows gezwungen. Mittlerweile ist diese Regelung zwar ausgelaufen, mit Windows 10S beschränkt das Unternehmen die Wahl der User jetzt aber wesentlich mehr als es früher unter Windows je der Fall war.

Bleibt abzuwarten, ob Konkurrenten wie Mozilla oder Google tatsächlich die Ressourcen investieren werden, um eine neue Browser-Oberfläche auf Basis von Edge für Windows 10S zu entwickeln. Eine Stellungnahme der betroffenen Unternehmen gibt es bisher noch nicht. (apo, 11.5.2017)