Ein Einsiedlerkrebs erkundet die Schlale eines potenziellen Gegners.

Foto: Luis Miguel Burciaga

Mexiko-Stadt – Einsiedlerkrebse (Paguroidea) müssten eigentlich Mietnomadenkrebse genannt werden: Um ihren weichen Hinterleib zu schützen, stülpen sie sich die Schalen von Weichtieren darüber und tragen sie mit sich herum. Und da sie im Laufe ihres Lebens wachsen – und die Schalen manchmal auch beschädigt werden – müssen sie immer wieder ausziehen und sich nach einer neuen "Immobilie" umsehen.

Nichts wie raus aus dem Abbruchhaus

Das kann auch zu tätlichen Auseinandersetzungen mit Artgenossen führen, wenn diese ein Haus besiedelt haben, das sich ein Krebs selbst gerne schnappen würde. Dafür schlagen sie kraftvoll gegen dessen Schale, um ihn daraus zu vertreiben.

In einer kaputten Schale zu stecken bringt Nachteile mit sich: Der Krebs hat dann nur einen kleinen funktionsfähigen Teil zur Verfügung, in den er sich quetschen muss – dennoch muss er das gesamte Gewicht mit sich herumtragen. Das zehrt auf Dauer offenbar an seinen Kräften, berichten mexikanische Forscher im Fachmagazin "Behavioral Ecology and Sociobiology".

Krebskampfarena im Labor

Für eine Versuchsreihe fing das Team um Guillermina Alcaraz von der Universidad Nacional Autónoma de México männliche Einsiedlerkrebse im Golf von Mexiko. Im Labor präsentierten sie den Tieren mit Umlenkrollen und Dynamometern verbundene Schalen, um die Muskelkraft der Krebse zu messen. Dabei erwies sich, dass Krebse, die in einer kaputten Schale steckten, im Schnitt über weniger Kraft verfügen.

Anschließend – was Forscher so tun – hetzten sie die Krebse in paarweise Kämpfe um verlockende Schalen. In diesen Zweikämpfen entpuppten sich die in Abrissimmobilien hausenden Krebse trotz geringerer Muskelkraft oft als Sieger. Alcaraz konnte beobachten, dass diese Tiere mit wesentlich höherer Aggression vorgingen: Dass ihre bisherigen Lebensumstände so schlecht waren, motivierte sie offenbar genug, um ihre körperlichen Nachteile auszugleichen und selbst größere Gegner zu besiegen. (red, 13. 5. 2017)