Anne Frank als Aschehaufen und das Beklagen fehlender Schornsteinemojis machten einen Teil der geheimen Facebookunterhaltung von angehenden Juristen und Funktionären der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft aus. Und, als die ethisch und sozial schwer herausgeforderten Hakenkreuzposter erwischt und ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurden, wurde ein Wehklagen der Studierendenvertretung laut. Das sei aus dem Zusammenhang gerissen, wurde moniert. Schwarzer Humor, wurde beschwichtigt. Das sei überhaupt ein ganz, ganz furchtbar bedauerliches Missverständnis gewesen.

Ich wäre wirklich total gespannt darauf, zu erfahren, wie man einen Schornstein, einen Aschehaufen und Anne Frank falsch interpretieren kann. Anne Frank, eine bunte Kioskbude und ein Schmetterling – das hätte ich mir vielleicht noch einreden lassen. Für wie blöd hält man die Öffentlichkeit – oder für wie verroht? Rassismus ist kein Witz, Wiederbetätigung kein Humor, auch kein dummer und kein geschmackloser. Was strafbar ist und was ethisch untragbar – damit können sich nun Gerichte beschäftigen, die hoffentlich nicht bereits von ähnlichen Schatzerln im Geiste besetzt sind.

Die bewusst bedienten Codes halten eine üble Tradition des Antisemitismus an österreichischen Universitäten hoch, so spuckt man Überlebenden und deren Nachkommen lachend ins Gesicht. Mit Zwinkersmiley.

Die AG hat außerdem ein weiteres Problem, wenn sie sich darüber beschwert, das sei ein Wahlkampfangriff gewesen. Das Umdrehen von Opfer- und Täterrolle hat lange Tradition. Ausgerechnet an der Uni sollte man im Wissen um die Vergangenheit Konsequenzen ziehen, die weit über das bloße Ausschließen der vorläufig 17 eindeutig identifizierten Personen hinausgehen. (Julya Rabinowich, 13.5.2017)