Der am 4. Februar 1998 in Wien geborene Maximilian Wöber ist kopfballstark. Der Innenverteidiger übernimmt Verantwortung, möchte sich etablieren. Die ersten Einsätze verliefen vielversprechend.

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Wien – Es gibt im globalen Fußball durchaus gelungenere Debüts. Irgendwann wird der 19-jährige Maximilian Wöber über seine ersten beiden Einsätze bei Rapid lachen. Wobei er sie bereits jetzt "nicht unwitzig" findet. Da war zunächst der 25. Februar 2016, Wöber betrat die riesige Bühne des Happel-Stadions, es galt, das Rückspiel in der Europa League gegen Valencia in Würde zu überstehen. Die erste Partie hatten die Spanier 6:0 gewonnen, die Aufstiegswahrscheinlichkeit lag unter null. Es wurde ein 0:4, Wöber war solide, hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Trainer Zoran Barisic hatte den Innenverteidiger an die linke Seite der Abwehr gestellt. Kein Problem. Fußballer, vor allem die ganz Jungen, machen das, was der Trainer will. "Für mich war es ein positives Erlebnis."

Der zweite Einsatz, das Ligadebüt, war am 6. November 2016. Im Allianz-Stadion, gegen den WAC. Wöber wurde von Trainer Mike Büskens als Innenverteidiger nominiert, dort gehört er hin. Es war eine der letzten Amtshandlungen, der WAC siegte 1:0, am Tag darauf waren Büskens und Sportvorstand Andreas Müller Geschichte. "Ich konnte nichts dafür."

Schnitt. Just in Rapids Jammer hat sich Maximilian Wöber zur Stammkraft und Stütze gemausert. Als Licht im Dunkel würde er sich nicht bezeichnen. "Ich lasse mich mental nicht fertigmachen, kann äußere Umstände ausschalten. Ich hätte auch lieber mehr Punkte." Goran Djuricin, der interimistische Nachfolger von Damir Canadi, ist der vierte Trainer in Wöbers kurzer Karriere. Auch darüber wird er irgendwann einmal schmunzeln. Djuricin sagt: "Er wird bald den Sprung ins Nationalteam schaffen." Der Hochgelobte geht bei aller Demut davon aus, "dass der Trainer recht hat."

Wöber ist extrem zweikampfstark. Am vergangenen Samstag, beim 4:0 gegen den WAC, stand in der Statistik unter Zweikampfquote: 100 Prozent. Er erwischt die wichtigen Kopfbälle, die knapp 1,90 Meter Körpergröße sind kein Nachteil. Sein linker Fuß ist ein Geschenk vom lieben Gott, über den rechten hat er unlängst gesagt: "Den brauche ich zum Stehen, damit ich nicht umfalle. So schlimm ist es natürlich nicht." Wöber drischt die Bälle nicht einfach aus dem Gefahrenbereich, er eröffnet das Spiel, baut es auf. Was er noch verbessern muss? "Auf den ersten Metern schneller werden."

Die Marswiese

Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Polizist, er war ein hervorragender Basketballer. Gekickt hat der Bub zunächst auf der Marswiese in Wien-Hernals, 2007 wechselte er zum Sportklub, 2010 begann die Laufbahn bei Rapid. Mit einer Zersplitterung der Wachstumsfuge im linken Knie, es folgten zwei Sehnenrisse. Maximilian war zunächst Stürmer, wurde dann sukzessive nach hinten beordert. "Jetzt bleibe ich Innenverteidiger." Als Vorbild nennt er Xabi Alonso. Der kleine Maxi träumte, was Buben, die ernsthaft Fußball spielen, so träumen. "Irgendwann Champions League." Bei Rapid hat er alle Nachwuchsstufen durchlaufen, Wöber war immer ein Musterschüler. Sein erster Profivertrag endet 2019, er ist neben Louis Schaub das größte Kapital des Vereins. Wöber besuchte das Gymnasium Maroltingergasse, in der Vorwoche hat er die schriftliche Matura abgelegt. Djuricin hatte deshalb den kompletten Trainingsplan umgestellt, sich nach Wöber gerichtet, der Vormittag wurde zum Nachmittag. "Das ehrt mich."

In der Mannschaft sei er hervorragend aufgenommen worden, sie nennen ihn "Wöbsi", seine Spindnachbarn sind Steffen Hofmann und Christopher Dibon. Die Rückenummer 39 hat überhaupt keine Bedeutung. "Sie war halt frei." Wöber sagt, er sei geerdet, lasse sich von der Scheinwelt nicht blenden. "Es war immer klar, die Schule zu beenden, du brauchst einen Plan B, um den Plan A zu realisieren." Plan B wäre ein Studium. "Wirtschaft oder Physiotherapie." Plan A ist Fußball.

Am Samstag gastiert Rapid bei den Salzburgern. Wöber will ihnen die Meisterfeier verderben. Rapid werde sich mit Leidenschaft wehren. "Unser Ziel sind drei Punkte." Am 1. Juni steigt in Klagenfurt das Cupfinale gegen Salzburg. "Mit diesem Titel könnten wir die Saison retten." Nach dem Cup ist mündliche Matura. Wöber reist zu den Terminen öffentlich an, er hat keinen Führerschein. "Ich habe im Vorjahr damit begonnen, aber den Faden verloren. Plan A war wichtiger." (Christian Hackl, 12.5.2017)