Linz – Schwarzer Anzug, weißes Hemd und ein knallrotes Kapperl mit der Aufschrift "America first, JKU second" – tritt Philipp Roithinger öffentlich auf, muss der Dresscode stimmen. Wobei: "Den Schmäh mit dem Kapperl verstehen viele nicht. Die glauben, ich bin der Niki Lauda."

Mit der Rennfahrer-Legende hat der Mechatronik-Student tatsächlich wenig am Hut. Kommen hingegen mehr oder weniger gepflegte Feierkulturen zur Sprache, dann ist der Linzer in seinem Element. Nicht Wein, Weib und Gesang, sondern Freibier, Klopapier (dreilagig) und Weltfrieden sind nämlich bei der Spaßfraktion No Ma'am Programm.

Foto: Werner Dedl

Und Philipp Roithinger deren Spitzenkandidat bei den ÖH-Wahlen von 16. bis 18. Mai. Party-Partei-Kollege Veit Humer hat derweil am Platz vor der Uni-Bibliothek Stellung beim sogenannten "No Ma'am Wahlstoffsammelzentrum" bezogen. Man verzichte nämlich auf einen klassischen Straßenwahlkampf und biete den Studierenden einfach die Möglichkeit, die Wahlwerbung der anderen Fraktion sachgemäß zu entsorgen, erläutert Roithinger im Standard-Gespräch. Motto: weniger Papier, mehr Bier. Was sonst.

Spaßverein

Der Durst ist es auch, der die beiden Mitglieder des Spaßvereins dann flott ins nahe Uni-Lokal Teichwerk ziehen lässt. Dort entledigt sich der Spitzenkandidat gleich einmal coram publico seines Hemdes. Was die Kellnerin aber unbeeindruckt lässt: "Des Seiterl zahlst trotzdem." Das Leben als "Popolist – die zeitgemäße Antwort auf die gegenwärtigen Probleme in- und außerhalb unserer schönen Bierrepublik" – ist eben nicht immer leicht. Welches Wahlziel setzt man sich eigentlich als deklarierter Spaßverein? "Spaß und Freibier für alle." Natürlich. Blöde Frage.

Nicht mehr ganz so lustig reagiert man dann auf die Frage, ob es nicht am Selbstwert nage, wenn man ständig nur als Uni-Kasperl gesehen werde? Humer: "Bitte, ich sehe mich ja nicht als Depp mit Bierdose. Wir sind intelligente Menschen, die mitten im Leben stehen. Aber eben als No Ma' am-Mitglieder eben auch dem Spaß entsprechend Raum geben."

Bekannt ist der lustige Verein an der Uni Linz seit mehr als 20 Jahren vor allem für die Organisation von Mensa-Festen. "Was an Geld bleibt, geht wieder an die Feiergemeinden zurück. Heuer haben wir zum Beispiel eine Osternestersuche am Campus mit versteckten Bierdosen veranstaltet", erzählt Roithinger.

Schluckspechttreffen

Wobei da auch dem Rektorat das Lachen vergangen ist. Roithinger: "Man hat uns ermahnt, dass das Ausschenken von Alkohol in der Uni verboten ist. Doch wir haben ja nicht Alkohol aus-, sondern verschenkt."

Der Wahlerfolg bestätigt übrigens die Nonsens-Strategie: Seit 1997 war No Ma'am bereits einige Jahre in der Bundesvertretung. An der Uni Linz schaffte man es 2013 sogar bis in die Exekutive.

Und übrigens: Während der drei Wahltage wird bei No Ma'am erwartungsgemäß nicht gezittert, sondern getrunken: Philipp und die Gaudi-Buam laden nämlich zum Freibier. Am Campus. (Markus Rohrhofer, 15.5.2017)