Stuttgart – Nach der Darstellung des ehemaligen Schlecker-Finanzvorstands hätte die Insolvenz der Drogeriemarktkette knapp vermieden werden können. "Am Ende mussten wir Insolvenz anmelden wegen einer geplatzten Lastschrift", sagte der von 2010 an im Konzern tätige Finanzchef am Montag im Bankrottprozess gegen die Familie Schlecker vor dem Landgericht Stuttgart.

In dem Prozess war bereits mehrfach beschrieben worden, dass das Geld bei Schlecker üblicherweise Anfang des Jahres knapp wurde, weil neben dem laufenden Betrieb auch die Weihnachtsware bezahlt werden musste. Angesichts der Millionen-Verluste, die Schlecker im Jahr 2011 angehäuft hatte, wurde das Anfang 2012 zum Problem.

Nach Einschätzung des Ex-Finanzchefs war die Lage aber nicht aussichtslos. So sei ein Warenhaus in Ehingen verkauft worden, um den Engpass zu überbrücken. Die 30 Mio. Euro trafen aber zu spät auf dem Konto ein. Ein wichtiger Kreditgeber und ein Kreditversicherer waren nicht mehr bereit, weitere Risiken zu tragen. Die Drogeriemarktkette musste Insolvenz anmelden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es weitaus schlechter um Schlecker bestellt war und schon Ende 2009 die Zahlungsunfähigkeit drohte. In dem Prozess wirft die Anklage Firmenchef Anton Schlecker auch vor, dem Zugriff der Gläubiger Vermögenswerte in Höhe von mehr als 25 Mio. Euro entzogen zu haben. (APA, 15.5.2017)