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"Komm zu Papa!" Gene Simmons von Kiss.


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Letzten Sonntag war Muttertag, kommenden Sonntag hat wieder Vati Ausgang. Und das Schicksal beschert ihm einen Feiertag. Die US-Band Kiss gastiert in der Wiener Stadthalle. "You wanted the best, you got the best!" So eröffnen die weltberühmt gewordenen Schmink- und Beutelrocker der 1973 gegründeten Band traditionell bescheiden ihre Shows. Mit langem Schlecker (Gene Simmons) und turmhoher Königspudellocke (Paul Stanley) kreischen und geifern sie virile Hymnen an die Damen, deren Botschaft lautet: "Komm zu Papa, ich will dir meine Liebe geben, dauert höchstens drei Minuten, schwöre." Dazu kracht live das Feuerwerk, dass man mittlerweile Angst um die Herzensgesundheit der vier doch schon in die Jahre gekommenen Herren haben muss.

In den 1990ern, bei der Reunion der aus New York stammenden Formation, erschrak die Band jedes Mal ganz fürchterlich, wenn sich neben einem eine Leuchtrakete in den Saal verabschiedete und es dazu satt böllerte. Und ob der Orthopäde die mezzaninhohen Plateaustiefel am unteren Ende des 67-jährigen Simmons als altersgemäße Beschuhung einschätzt, muss man ebenfalls bezweifeln. Aber dem Rock 'n' Roll ist das natürlich wurscht, es wird ein großer Spaß am Sonntag.

Die geschminkten Antlitze erwiesen sich mittlerweile als dankbare Idee, camouflieren sie doch die ärgsten Altersspuren der Schlockrocker. Wobei sich Kiss da eher wenig drum scheren, siehe Stanleys bauchfreie Ledergala. Gegeben wird ein Best-of. Von Deuce über Lick it Up und Crazy Crazy Nights über Detroit Rock City zum wahrscheinlich finalen Rock and Roll All Nite. Ebenfalls traditionell ist die Karnevalslaune des Publikums, oft sind es Mitglieder des Fanclubs, der Kiss-Army, die einem bei früheren Konzerten schon nachmittags im Serpentinengang und voller Schminke entgegengekommen sind. Ja ja, der Vati auf Ausgang. (flu, 16.5.2017)