Mit diesen Vorher-nachher-Fotos erreichte Taryn Brumfitt maximale Aufmerksamkeit.

Foto: Screenshot / Embrace

Es sind alles andere als freundliche Worte. Eklig, fett oder hässlich, das fällt Frauen zu der Frage ein, wie sie ihren eigenen Körper beschreiben würden. Gestellt hat sie Taryn Brumfitt hunderten Frauen für ihre Dokumentation "Embrace. Du bist schön!", in der sie den Auswirkungen des herrschenden Schönheitsideals nachgeht. Diese kannte sie auch aus eigenen Erfahrungen nur zu gut. Nach drei Geburten geht ihre Abneigung gegenüber ihrem Aussehen so weit, dass sie beginnt, für einen Bodybuilding-Wettbewerb zu trainieren. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlt, den "perfekten Körper" zu haben. Glücklich? Zufrieden?

Hinter der Bühne des Wettbewerbs kam für Brumfitt schließlich der große Wendepunkt, wie sie in dem Film schildert. Sie lauschte den Gesprächen ihrer Mitbewerberinnen – allesamt superschlank, schier jeder Muskel ist perfekt definiert. Doch von Zufriedenheit keine Spur. An der Stelle müsse noch was weg, hier ein bisschen was dazu, kurz: der perfekte Körper? Ein Fass ohne Boden. Auch Brumfitt selbst stellte fest, dass ein "Superbody" noch lange kein gutes Körpergefühl bedeuten muss. Erschlankt und tausende Stunden im Fitnesscenter später resümiert sie: "Nichts hat sich geändert." Und: Das ist diesen enormen Aufwand schlichtweg nicht wert.

Dauerkampf mit dem eigenen Körper

Ein weiterer Anstoß zur Doku war ihr Facebook-Post, in dem sie Vorher-nachher-Fotos postete, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Das Vorher-Bild zeigt Brumfitt im Bikini beim Bodybuilding-Wettbewerb, das Nachher-Foto zeigt sie nackt, mit Bauchansatz und weit weniger athletisch. Es ist im Grunde kein besonders gewagtes Foto, Brumfitt lehnt sich bezüglich widerständiger Asketik nicht besonders weit aus dem Fenster. Trotzdem waren die Reaktionen in den sozialen Medien enorm. Von den einen wurde sie als Heldin gefeiert, von den anderen als Faulpelz diffamiert, die ihre Kinder als Ausrede für ihren dicken Körper benutzt.

BodyImageMovement

Dass vor allem der Körper von Frauen nur in ein paar – sehr schlanken – Ausführungen als schön durchgeht, ist eine bekannte Form der Diskriminierung. Die Kritik daran gilt beinahe schon als banal, weil so offensichtlich. Doch die Dokumentation erinnert eindrücklich daran, wie massiv Menschen unter den Bildern durchtrainierter Topmodelkörper leiden. Wenngleich man dieses Leiden durchaus stärker als mögliches Symptom der jahrtausendealten "Tradition", den Körper von Frauen kontrollieren zu wollen, hätte behandeln können. Ebenso hätte es die teils sehr pathetische Tonart nicht gebraucht, die Geschichten der Frauen im Dauerkampf mit ihrem Körper sind tiefgehend genug.

Vorbilder gesucht

Die Doku "Embrace" bleibt dennoch ein wichtiger und engagierter Film. Die Einschätzungen von Medizinerinnen, dass das Gesundheitsargument für einen schlanken Körper hinkt, weil dick nicht gleichbedeutend mit unfit ist, müssen weiterhin Gehör finden. Ebenso, wie wichtig es ist, Mädchen nicht ständig für ihr Aussehen zu loben. Und wie sehr sie gute Vorbilder brauchen, die auf sinnlose und kräftezehrende Idealvorstellungen pfeifen. Wie die Frauen am Ende des Films, die ihren Körper fernab von "eklig" oder "fett" beschreiben – von "gefährlich kurvig" bis "er ist meiner". (Beate Hausbichler, 17.5.2017)