Rund 250 Teilnehmer treffen sich derzeit in Sankt Johann zur Interpol-Konferenz. International agierende, organisierte Kriminalität könne nur gemeinsam bekämpft werden, so der Tenor.

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St. Johann – Es ist eine Österreichpremiere in Sankt Johann im Pongau: Rund 170 Delegierte aus 50 Mitgliedsstaaten und 15 Organisationen treffen sich von Dienstag bis Donnerstag zur europäischen Regionalkonferenz von Interpol. Die Internationale kriminalpolizeiliche Organisation hält jedes Jahr eine derartige Konferenz auf jedem Kontinent ab.

Ziel der Konferenz ist es, neben einem intensiven Austausch der Polizisten aus verschiedenen Ländern, aktuelle Themen der internationalen Kriminalitätsbekämpfung zu besprechen. Die Themen am Tablet: Cybercrime, Terrorbekämpfung, Schlepper und die organisierte Kriminalität.

Interpol-Präsident Mong Hongwei erklärte zur Eröffnung, er gehe mit hohen Erwartungen in die Konferenz. "Wir diskutieren hier die Zukunft unseres Schicksals." Die internationale Cyberattacke am Wochenende, von der 150 Länder betroffen waren, sei nur der Beginn einer globalen Bedrohung. Die Cyberkriminalität habe im Schnitt einen Zuwachs von 30 Prozent pro Jahr, sagt Konrad Kogler. Das habe nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen, sondern auf die Gesellschaft. Zunehmend würden nicht nur Unternehmen, sondern auch Infrastrukturen und der öffentliche Sektor Ziele von Angriffen.

Beweismittel im Internet sichern

Interpol-Generalsekretär Stock erklärte, die Bedrohungslage werde sich mit dem "Internet of everything" noch ausweiten. Wenn alles mit dem Internet verbunden sei, biete das ungeahnte Möglichkeiten für Kriminelle. "Hier sind internationale Plattformen gefordert", sagt Stock. Es müssten auch Beweismittel und Spuren im Cyberbereich gesichert werden, um sie für Justizverfahren verwenden zu können.

"Wir müssen den Austausch der Information vorantreiben, weil wir schnelle und rasche Antworten brauchen", betont der österreichische Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler. Interpol sei dabei ein wichtiger Partner zur Verbrechensbekämpfung und diene als Informationsdrehscheibe der internationalen Polizeikooperation. Das gehe vom DNA-Datenaustausch über die internationale Fahndung bis hin zu akkordierten Einsätzen oder zeitgleichen Hausdurchsuchungen. Der Datenaustausch beschleunige das Handeln der Exekutive und helfe beim Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität.

Vorreiter bei Datenbank

"Die 32.000 Polizisten in Österreich sind de facto auch Interpolpolizisten", sagt der Leiter des Bundeskriminalamts, Franz Lang. "Sie sind direkt mit dem polizeilichen Weltwissen verbunden." Täglich wickelt das Bundeskriminalamt bis zu 600 Ermittlungsersuchen über Interpol ab. "Österreich nimmt damit eine internationale Führungsrolle ein", unterstreicht Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock.

Normalerweise hätten lediglich die Zentralstellen Zugriff auf die Interpoldatenbanken. Die Ausdehnung des weltweiten Informationsaustausches helfe bei der Terrorismusbekämpfung und erhöhe die Sicherheit. "Wir helfen auch Kapazitäten in anderen Ländern aufzubauen", sagt BK-Leiter Lang. Es gebe noch enorme Entwicklungsaufgaben: "Wir müssen viel schneller werden."

Wiege in Wien

Interpol steht kurz vor ihrem hundertjährigen Jubiläum. Die Organisation wurde offiziell 1923 als International Crime Police Commission durch den Wiener Polizeipräsidenten Johannes Schober gegründet.

"Interpol hat seine Wiege in Wien. Die Idee war, dass Straftäter keinen sicheren Hafen mehr finden", sagt Generalsekretär Jürgen Stock. Mit derzeit 190 Mitgliedsstaaten ist Interpol die größte internationale Polizeiorganisation. (Stefanie Ruep, 17.5.2017)