Wien – Immer mehr Kinder machen sich laut Unicef auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Armut alleine auf den Weg. Die Zahl der unbegleiteten und von ihren Eltern getrennten Kindern hat sich in den Jahren 2015 und 2016 gegenüber 2010 und 2011 fast verfünffacht, das geht aus einem Bericht des UNO-Kinderhilfswerks hervor, der in der Nacht auf Donnerstag veröffentlicht wurde.

Während in den vergangenen beiden Jahren etwa 300.000 alleinreisende Buben und Mädchen in 80 Ländern registriert wurden, waren es 2010 und 2011 nur 66.000 Kinder. Allein in Europa stellten in den Jahren 2015 und 2016 rund 170.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einen Antrag auf Asyl.

Insgesamt lebten im Jahr 2015 31 Millionen Kinder unter 18 Jahren außerhalb ihres Geburtslandes, darin eingeschlossen zehn Millionen Kinder auf der Flucht und eine Million Kinder, die fernab ihrer Heimat Asyl suchten. Weitere 17 Millionen Kinder und Jugendliche waren vor Krieg und Gewalt innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht (Binnenvertriebene).

Besonders unter den Flüchtlingen, die über die lebensgefährliche Mittelmeerroute nach Italien kommen sind immer mehr alleinreisende Kinder. 92 Prozent der 2016 in Italien angekommenen Kinder waren ohne Erwachsene auf der Flucht oder von ihrer Familie getrennt. Die meisten von ihnen kamen aus Eritrea, Gambia, Nigeria, Ägypten und Guinea. 2015 waren es noch 75 Prozent.

Die Unicef fordert daher ein weltweites Schutzsystem für Kinder auf der Flucht, um sie vor Ausbeutung, Missbrauch und Tod zu bewahren. Denn immer mehr Kinder würden hochgefährliche Routen wählen, um ihre Ziele zu erreichen. Oftmals seien sie dabei den Schmugglern und Menschenhändlern, die sie in die Sklaverei oder Zwangsprostitution verkaufen, schutzlos ausgeliefert, so Unicef.

"Ein Kind, das alleine reist, ist eines zu viel und dennoch gibt es heute eine schwindelerregende Anzahl von Kindern, die genau das tun – wir als Erwachsene versagen, sie zu beschützen", sagt der stellvertretende Unicef Direktor Justin Forsyth. Von dem G-7-Gipfel am 26. und 27. Mai in Italien fordert das UN-Kinderhilfswerk, einen Aktionsplan zum Schutz von Flüchtlings- und Migrantenkindern anzunehmen und damit deren Wohlbefinden sicherzustellen. (APA, 17.5.2017)