Frankfurt – Die bisher an der Universität Wien lehrende Historikerin Sybille Steinbacher ist offiziell als Deutschlands erste Holocaust-Forscherin mit speziellem Lehrstuhl an der Frankfurter Goethe-Universität vorgestellt worden. "Gerade im Land der Täter darf es kein Vergessen geben", betonte der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU).

Auch wenn an deutschen Hochschulen bisher über die nationalsozialistischen Massenverbrechen geforscht wurde: "Mehr als 70 Jahre nach der Shoah ist erstmals eine Professur ausschließlich zur Erforschung des Holocaust eingerichtet worden." Andere Länder, etwa Schweden, die USA oder die Niederlande seien Deutschland da deutlich voraus.

"Wichtiges Signal"

Steinbacher, die bereits am 1. Mai ihren Posten als Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts angetreten hatte, nannte die Einrichtung eines eigenen Holocaust-Lehrstuhls ein "wichtiges Signal". Es gebe weiterhin viele Fragen, die von den Wissenschaftern noch nicht beantwortet worden seien, betonte sie. "Manche meinen, man weiß schon alles über Auschwitz, aber das ist ganz sicher nicht so."

Steinbacher war seit 2010 Professorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien mit dem Schwerpunkt "Vergleichende Diktatur-, Gewalt- und Genozidforschung". Bis Herbst vergangenen Jahres war sie auch Vorständin des Instituts. Nach Angaben des hessischen Ministeriums unterstützt das Land in diesem Jahr das Fritz-Bauer-Institut mit gut 375.000 Euro und finanziert die Holocaust-Professur mit weiteren 150.000 Euro. (APA, 18.5.2017)