Wien – Auf dem Weg zur angestrebten Fusion der Stahl-Divisionen von Tata und Thyssen Krupp hat der indische Konzern eine wichtige Hürde genommen. Tata Steel teilte mit, in der Frage der milliardenschweren Pensionslasten in Großbritannien eine grundsätzliche Einigung mit dem Pensionsfonds erzielt zu haben. Demnach soll der Pensionsfonds von Tata abgespalten werden.

Tata selbst würde 550 Millionen Pfund (647,6 Millionen Euro) in den Fonds einzahlen. Die Treuhänder des Fonds würden mit 33 Prozent an der britischen Tata-Steel-Tochter beteiligt. Die Zustimmung der Regulierungsbehörde zu dem Vorhaben stehe allerdings noch aus. Der Regulator erklärte, es seien noch wichtige Detailfragen zu klären.

Klappt der Deal, würden die Inder, die in Großbritannien stark präsent sind, der von Thyssen Krupp gestellten Bedingung nach einer tragfähigen Lösung für die Pensionsverpflichtungen von Tata in Großbritannien erfüllen. Thyssen Krupp wollte sich nicht äußern. Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte allerdings nie Zweifel gelassen, dass vor einem Joint Venture mit Tata die Pensionsfrage zu lösen sei. Andernfalls müsste der deutsche Stahlriese für hohe Pensionssummen in Großbritannien geradestehen.

Aktionäre greifen zu

Börsianer vernahmen die Signale wohlwollend: Sie deckten sich mit Thyssen-Krupp-Papieren ein, der Kurs der Aktie stieg zeitweise um fünf Prozent auf 23,58 Euro, pendelte sich gegen Handelsschluss auf 3,6 Prozent ein – und war damit einer von wenigen Kursgewinnern im Leitindex Dax.

Ganz anders die Thyssen-Krupp-Belegschaft: Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Wilhelm Segerath, warnte erneut vor den Folgen einer Stahlfusion: "Jetzt macht ein Joint Venture erst recht keinen Sinn." Denn der Pensionsfonds wäre Teil einer neuen Eigentümerstruktur und das Risiko aus den Pensionslasten erst recht "nicht abgestreift."

Auch sehen die Arbeitnehmervertreter bei einer Fusion Produktionsstandorte in Deutschland in Gefahr. Sie werfen Hiesinger vor, mit der Abspaltung der Stahlsparte die Bilanz des Konzerns aufhübschen zu wollen, indem er auf das Joint Venture milliardenschwere Schulden abwälzt. Neben massiven Arbeitsplatzverlusten in der europäischen Stahlsparte des Konzerns drohe auch eine Zerschlagung des Konzerns.

Analysten sind zurückhaltend

DGB-Chef Reiner Hoffmann fordert vom möglichen schwarz-gelben Regierungsbündnis in Nordrhein-Westfalen, sich für den Erhalt der Stahlarbeitsplätze starkzumachen.

Ob der Deal noch in der ersten Jahreshälfte über die Bühne geht, ist fraglich. Warburg-Research-Analyst Björn Voss ist zurückhaltend: Es seien noch viele Details zu klären, etwa die Bewertung beider Unternehmen, die durch die Beteiligung des Pensionsfonds an der britischen Tata-Tochter nicht einfacher werde. Ein Abschluss bis Ende September sei deshalb fraglich. (dpa; Reuters; red, 17.5.2017)