Wovon Frauen und Männer gleichermaßen profitieren: über Sex reden.

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Wien – Über Sex zu reden trägt viel zu einem erfülltem Sexualleben bei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie an der MedUni Wien unter der Leitung der Internistin und Sexualmedizinerin Michaela Bayerle-Eder. Getestet wurde das sexuelle Erleben der Männer, deren Sexualpartnerinnen eine Hormonbehandlung mit Oxytocin oder ein Placebo bekommen hatten.

Das umgangssprachlich als "Kuschelhormon" bezeichnete Oxytocin wird im Körper unter anderem bei Schmerz und beim Kuscheln ausgeschüttet. Die Probanden berichteten, dass ihr sexuelles Erleben gesteigert wurde – bis hin zu einer besseren Erektionsfähigkeit. Aber: Dieser Effekt war substanzunabhängig und trat sowohl in der Oxytocin-Testgruppe als auch in der Placebogruppe auf. Auslöser für die sexuelle Zufriedenheit ist vielmehr die verbesserte Kommunikation in der Paarbeziehung, so die Studie.

Nicht allein das Medikament hilft

Studienautorin Bayerle-Eder zum konkreten Ergebnis: "Allein, dass in der Beziehung mehr über Sexualität gesprochen wurde, und dass Mann und Frau ein gemeinsames Tagebuch führen mussten, hat geholfen, das sexuelle Erleben zu steigern." Denn die Ergebnisse waren in der Gruppe der Paare, in der die Frauen Oxytocin bekamen, gleich gut wie in der Gruppe, in der die Frauen nur ein Placebo erhielten. Das sei eine wichtige Erkenntnis für alle Sexualtherapeutinnen und Therapeuten. Bayerle-Eder: "Nicht allein das Medikament hilft, sondern viel wichtiger ist offensichtlich die funktionierende, soziale Interaktion in einer Beziehung."

Das sei insbesondere für ältere Paare in Langzeit-Beziehungen von großer Bedeutung. Die 30 Paare waren zwischen zwei und 33 Jahren zusammen und zwischen 41 und 65 Jahre alt.

Vor etwa einem Jahr hatte das Team rund um die Sexualmedizinerin mit einer Studie im Fachjournal "Fertility and Sterility" festgestellt, dass eine Hormonbehandlung mit Oxytocin das sexuelle Erleben von Frauen mit Sexualstörungen verbessert, aber auch, dass die Vergleichsgruppe, die nur ein Placebo erhalten hatte, praktisch identisch verbesserte Werte zeigte. Daher untersuchten sie nun die Auswirkungen auf ihre männlichen Partner – mit ähnlichem Effekt. (red, 18.5.2017)