Foto: screenshot tvthek.orf.at

Wien – "Das wird der brutalste und härteste Wahlkampf, dieser, 2017, da gilt es auch gegen Männer zu bestehen", glaubte ORF-Innenpolitikchef Hans Bürger in der "Zeit im Bild Spezial" am Donnerstag einen Grund für den Rücktritt von Grünen-Chefin Eva Glawischnig gefunden zu haben. In den sozialen Medien sorgte das für Kritik, unter anderem veröffentlichte der Medienwatchblog "Kobuk" einen Zusammenschnitt des Videos auf Facebook.

Bürger findet es im Gespräch mit dem STANDARD "letztklassig", dass die Aussage nun falsch interpretiert werde. "Ich habe nur gemeint, dass sie es schwer haben würde als Frau gegen die teils untergriffigen Männer", sagt der Journalist, der sein gutes Verhältnis zu Glawischnig hervorhebt. "Ich glaube, dass Männer einfach brutaler sind, was das betrifft."

derStandard.at

Bürger beteuert, sich auf die Kritik an Politik und Medien in der Rücktrittsrede der Grünen-Chefin bezogen zu haben. "Leider" hätten das auch im ORF nicht diejenigen verstanden, bei denen es notwendig wäre.

Die gesamte Passage im Wortlaut

"Man muss natürlich als Journalist immer aufpassen, dass man objektiv bleibt. Aber wenn ich ehrlich bin: Diese Worte machen schon auch betroffen. Denn ich kenne Eva Glawischnig so wie alle Parteichefs in diesem Lande ganz gut. Man weiß natürlich, wie ungefähr auch der Mensch dahinter ausschaut nach so langen Jahren und wenn sie sagt, sie hat's einfach nicht mehr ausgehalten, dann meint sie schon damit auch die Medien, vor allem auch die sozialen Medien. Und die Angriffe, gerade gegen Eva Glawischnig, man muss sagen, seit der Flüchtlingskrise 2015, waren in einem Ausmaß schlimm, dass sie das zwar eine Zeit lang wegstecken wird, aber auf Dauer nicht aushalten kann. Dazu kommt der Gesundheitszustand, sie hat's selbst gesagt (Moderator Stefan Gehrer: Sie hat vor kurzem einen allergischen Schock gehabt.) Sie hat zwei kleine Kinder und sie weiß ganz genau: Das wird der brutalste und härteste Wahlkampf, dieser, 2017, da gilt es auch gegen Männer zu bestehen. Und – blöd, wenn man sagt, man hat's vorausgesehen – aber eine Vorahnung hat man als Journalist schon seit einigen Monaten, ob sie sich das noch einmal antun wird und will. Und offensichtlich sind jene, die diese Ahnung gehabt haben, richtig gelegen."

(sefe, 18.5.2017)