Wien – In Zeiten, als "Copy/Paste" zwar möglich, aber sehr aufwendig war, führt eine neue Ausstellung im Wiener Papyrusmuseum zurück. Sie trägt den Titel "Wege des Wissens" und zeigt, dass diese Wege alles andere als breite Straßen waren – oft handelte es sich eher um verwinkelte Pfade.

"Im Wesentlichen verdanken wir der fleißigen Abschreibearbeit vieler Mönche, dass wir die antike Literatur überhaupt erhalten haben", erinnerte Papyrologe Bernhard Palme an die Tradierung der antiken Vorbilder im Mittelalter. So stellt die Zeiten überdauernde Qualität dieses Kulturschatzes von Homer bis Vergil einen der Schwerpunkte der Schau dar.

Vieles ging verloren

Zugleich blickt man auf die Frage, wie dieses Kulturschaffen konkret weitergegeben wurde. Persönliche Kontakte und Netzwerke waren dabei lange Zeit das Entscheidende – ein Gegenbild zur aktuellen Wissensgesellschaft, wie Johanna Rachinger, Direktorin der Österreichischen Nationalbibliothek, unterstrich.

Dennoch sind schätzungsweise nur zehn Prozent der antiken Literatur der heutigen Zeit erhalten geblieben. "Und die verlorenen Literaten sind nicht nur zweit- oder drittklassige Autoren gewesen", so Palme.

Noch viel geringer ist die Zahl des Überlieferten, bezieht man die Gesamtheit der schriftlichen Alltagskommunikation mit ein. Hier landet man letztlich wohl im Promillebereich, wobei die genauen Parameter nur geschätzt werden können. Dennoch finden sich auch Beispiele für diese Privatzeugnisse wie die "Briefe an Macedo" aus dem späten 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechung in der Ausstellung.

Themenpalette der Ausstellung

Und so erstrecken sich deren Themenfelder von der Weitergabe antiker Literatur im Mittelalter über Gesetzestexte, von religiösen Schriften bis hin zur banalen Alltagskommunikation. Die über 50 Exponate speisen sich aus den Beständen der Papyrus- und Handschriftensammlung und markieren so den Übergang von der Papyrusrolle zum Pergamentkodex des Mittelalters. (APA, red, 18. 5. 2017)