Wien/Gdynia – Polnischer Abstiegskampf ist kein Kindergeburtstag. "Es ist britischer, eine sehr harte Liga", sagt Dominik Hofbauer, und der muss es wissen. Mit Arka Gdynia liegt der Österreicher drei Runden vor Schluss auf einem Abstiegsplatz, das ist die eine Seite seiner Saison. Der polnische Cupsieg ist die andere, Arka holte ihn mit einem 2:1 nach Verlängerung gegen Lech Posen. 43.760 Fans schauten in Warschau zu. Hofbauer wurde in der 83. Minute eingewechselt, da stand es noch 0:0.

Foto: Arka Gdynia

Der Niederösterreicher ist der Stimmung wegen gen Osten gezogen. "Ein richtig volles Haus hat mich immer inspiriert, das wollte ich einfach jede Woche haben. In Österreich ist das leider nicht der Fall", sagt er. Von Polen schwärmt der Mittelfeldspieler. "Fast jede Mannschaft hat durch die EM ein richtig geiles Stadion." Fünf der 16 Stadien der Ekstraklasa fassen mehr als 30.000 Zuseher, der Besucherschnitt liegt mit rund 9500 etwa 2500 über dem der österreichischen Bundesliga. Dazu: "Die Fans sind schon ein bisschen fanatischer."

Erst Zweifel, dann Begeisterung

Der Schritt sei trotzdem kein unbedachter gewesen. "Als Österreicher bist du für Polen ja nicht gleich Feuer und Flamme", erinnert sich der 26-Jährige. Aber er schaute es sich an, und es gefiel ihm in Gdynia, nicht zu verwechseln mit der Nachbarstadt Gdansk (Danzig). Die Stadt liegt am Meer, Hofbauers Lebensqualität ist "sehr, sehr hoch".

Der Ex-U19-Teamspieler kickte in der Jugend für Austria, Sturm und Aston Villa, ging dann zu Rapid und wurde dort dreimal verliehen. "Das war mein Wunsch, ich wollte Profifußball spielen." Alsdann: FAC, St. Pölten, Wiener Neustadt, ablösefrei zu Altach und nach einem Jahr nach Polen.

Foto: privat

Hofbauer kam im September zu Gdynia und spielte gut, es meldeten sich Interessenten. "Das hat der Club mitbekommen, dann habe ich im Februar einen neuen Vertrag bis 2018 unterschrieben." Mit dem Frühling kam Gdynias Einbruch – besonders schlechtes Timing, da die polnische Liga bereits nach dem Playoff-System spielt, Liga und Punkte nach 30 Runden teilt. "Für die Zuseher ist es interessant, für die Spieler arg", sagt Hofbauer. Arka rutschte bis auf Rang 14, logische Konsequenz war ein Trainerwechsel.

Leszek Ojrzynskis drittes Spiel war das Cupfinale am 2. Mai, auf dem Weg dorthin hatte der ÖFB-Legionär im Viertelfinale getroffen. Finalgegner Lech Posen spielt um den Meistertitel, ist eine Hausnummer – vergeigte aber eine Heerschar an Großchancen. "Wenn wir das Spiel 0:2 verlieren, darf sich keiner beschweren", sagt Hofbauer. Egal, 2:1, Cuptitel. "Es war außergewöhnlich, niemand hat mit uns gerechnet."

Vertrag mit Klausel

Damit ist Arka für die Europa-League-Quali qualifiziert, der Reiz ist aber "nicht mehr so groß wie die ersten Male". Wenn der Club absteigt, wechselt Hofbauer, wenn nicht, geht er "davon aus, bis Sommer 2018 hierzubleiben". Wenn aber ein Angebot käme? Arka Gdynia hat Schulden, Hofbauer eine fixe Ausstiegsklausel. "Natürlich will ich nicht jedes Jahr neu anfangen. Wenn aber das Gesamtpaket passt, habe ich natürlich Ambitionen. Ich weiß, dass ich auf einem noch höheren Level spielen kann." Zuerst kommen noch drei Wochen Ekstraklasa, die Plätze 11 bis 15 trennen nur zwei Punkte, Rang 15 belegt Gdynia. Das wird kein Kindergeburtstag. (Martin Schauhuber, 19.5.2018)