Beim delikaten Festival Musik im Riesen in Wattens sind Franz Schubert und das Streichquartett Zentralthema. Der künstlerische Leiter Thomas Larcher findet den Wiener Tonsetzer epochensprengend aktuell: "Schubert hat sich sein Leben lang vor allem an Beethoven ,abgearbeitet', gleichzeitig hat er eine Offenheit gebracht, die es zuvor nicht gab." Man könne das nicht losgelöst "von der politischen Situation im Vormärz denken. Die Weite, von der man träumen muss, wenn Politik die Schlinge um einen festerzieht. Insofern hat er Tore zu einer anderen Zeit geöffnet, sei es für die zeitlichen Dimensionen eines Wagner oder eines Morton Feldman oder harmonisch für modalen Jazz."

Als Interpreten reisen u. a. das Minetti Quartett, das Quatuor Diotima, das Jerusalem Quartet, das Belcea Quartet und das Kitgut Quartet an. Uraufgeführt wird ein Werk von Gregor A. Mayrhofer: "Ein faszinierender Typ: Assistant Conductor des Ensemble Intercontemporain, Komponist, Volksmusiker – ein Universalist, dem es ausschließlich um die Musik geht. Besonders dankbar bin ich dem Sharoun Ensemble, das auch eine Masterclass leitet, dass es sein neues Werk spielt. Wunderbar aber auch, dass es mit der Aufführung eines Oktetts von Haimo Wisser mithilft, dessen Musik am Leben zu erhalten. Wisser war eine der Schlüsselfiguren des musikalischen Lebens in den 1990ern in Tirol. Er hatte sich leider das Leben genommen, und seine Musik droht, in den Wellen der Zeit zu versinken. Dagegen möchte ich etwas tun."

Von Larcher selbst wird das 3. und 4. Streichquartett aufgeführt – Bezüge zu Schubert? "Ja, natürlich. Vielleicht hat mich kein anderer Komponist so intensiv durch mein Musikleben begleitet. Und da meine eigene musikalische Suche ja auch immer mit meiner eigenen Geschichte und Prägung zu tun hat, ist Schubert hier natürlich hinter mir und schaut mir über die Schulter. Sein Blick dabei ist empathischer und gütiger als der Beethovens." (tos, 18.5.2017)