Zähne haben sich als robustes Archiv über die Lebensumstände unserer Vorfahren erwiesen. Nun lässt sich an ihnen auch die Sonneneinstrahlung ablesen, der ihre Besitzer einst ausgesetzt war.

Foto: McMaster University

Hamilton/Wien – Anthropologen haben Zähne als äußerst haltbare Archive für die Lebensumstände unserer Vorfahren zu schätzen gelernt. Im Zahnschmelz erhaltene Nahrungsreste geben Auskünfte über deren Speiseplan, Fehlbildungen und Abnutzungsspuren verraten Details über Krankheiten und Zeiten des Mangels. Außerdem lässt die Verteilung von unterschiedlichen Isotopen Schlüsse auf Wanderbewegungen früherer Menschen zu.

Nun ist es kanadischen Wissenschaftern gelungen, in prähistorischen Zähnen auch die wechselhafte Beziehung der Menschheit zu unserer Sonne dingfest zu machen: Eine Gruppe um die Bioarchäologin Megan Brickley von der McMaster University hat eine neue Methode entwickelt, mit der sich genau feststellen lässt, wieviel Sonnenlicht unsere Ahnen in ihrem Leben ausgesetzt waren.

Vitamin-D-Mangel schreibt sich im Zahnbein ein

Als Quelle dieser Information dient das Vitamin D, dessen Bildung an eine ausreichende Sonnen- oder UVB-Exposition gekoppelt ist. Wie die Forscher im Fachjournal "Current Anthropology" berichten, bilden sich in finsteren Zeiten, in denen es zu einer Unterversorgung mit dem Vitamin kommt, im Zahnbein Mineralisierungsfehler, die mikroskopisch gut nachweisbar sind.

"Unser Verfahren ist deshalb so aufregend, weil es Antworten auf einige fundamentale Fragen der Menschheitsgeschichte geben kann", meint Brickley. Diese Marker, so die Wissenschafterin, verraten nicht nur viel über die Anpassungen der Frühmenschen auf ihrem Weg von Afrika in weniger sonnenreiche Regionen der Erde, sie enthüllen auch jene Veränderungen, die der Wechsel hin zu einem Leben unter einem Dach mit sich brachte. (tberg, 18.5.2017)