Bei kaum einem Thema gehen die Wogen so hoch wie bei Atomkraft und Gentechnik. Auch Glyphosat ist ein Schocker, obwohl mit diesem Pestizid außer einigen Bauern und Eisenbahnern, die für das Entlauben von Böschungen verantwortlich sind, wohl noch nie jemand zu tun hatte. Das muss nicht sein, soll auch nicht sein. Selbst die gut 3300 Studien, die es zu diesem Thema gibt, schaffen keine ultimative Klarheit, ob das Zeug krebserregend ist, wie Kritiker warnen, oder bei umsichtigem Gebrauch eben doch nicht, wie die Gegenseite behauptet.

Jedenfalls sollte man sich im Klaren sein, dass es mit einem allfälligen Verbot von Glyphosat nicht getan ist. Die konventionelle Agrarwirtschaft wird in Europa kaum zur Unkrautbekämpfung zurückkehren, wie sie früher einmal üblich war – mit dem Pflug, unter strenger Beachtung der Fruchtfolgen. Heutzutage müsse alles rascher, effizienter, monokultureller zugehen, glauben viele. Folglich werden andere Herbizide an die Stelle von Glyphosat treten, die möglicherweise sogar schädlicher sind.

Den einzigen Hebel, mit dem wirklich etwas zum Positiven bewegt werden könnte, haben wir Konsumenten in der Hand. Es ist der Biohebel. Ökologischer Landbau ist ineffizienter und teurer als konventioneller. In einem Land wie Österreich sollte das kein Killerargument sein. Aber man muss sich das eben auch leisten wollen. Die Abstimmung findet jeden Tag statt – beim Einkauf im Supermarkt. (Günther Strobl, 18.5.2017)