Die Transformergruppe soll den ORF umbauen.

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Wien – Was also ist der Kern eines künftigen ORF für Heinz Lederer, Lobbyagentur- und Fraktionschef der roten Stiftungsräte? Lederer sieht diesen "Nukleus" in der sogenannten Transformer-Arbeitsgruppe des ORF. Die sucht Sparpotenziale, prüft Abläufe.

Der Nukleus hat Namen: Roland Brunhofer ist Transformer, Sozialdemokrat, Exlandesdirektor in Salzburg und bisher fix als Channel-Manager für ORF 2 gehandelt – und so als Vorgesetzter des Großteils der ORF-Fernsehinformation. Diese Channel-Struktur hat ORF-Chef Alexander Wrabetz gerade nach die Nationalratswahl vertagt. Das erzürnt etwa den Kärntner Stiftungsrat Siggi Neuschitzer, mit der TV-Information unzufriedener Brunhofer-Fan.

Prantner, Weissmann, Papst

Transformer ist auch Thomas Prantner, Onlinechef und formal Technik-Vizedirektor. Prantner gilt als – in viele Lager vernetzter – Verbindungsmann zur FPÖ. Und so als aussichtsreicher Kandidat für die ORF-Geschäftsführung bei blauer Regierungsbeteiligung.

In der Gruppe sitzt der als bürgerlich eingestufte Roland Weissmann, Chefproducer und lange Wegbegleiter Richard Grasls. Exfinanzdirektor Grasl unterlag 2016 Alexander Wrabetz bei der Bestellung des ORF-Generals.

Den ORF transformen zudem: Karlheinz Papst, 2016 auch auf Landeswunsch nicht verlängerter ORF-Burgenlandesdirektor. Personalmanager Dominik Stoffella, Finanzchef Christian Kerschbaumsteiner und Michael Krön (Programmentwicklung).

Fenninger geht

Der ORF-Stiftungsrat bestimmt Generaldirektor und Direktoren, Budgets, Programmschemata, größere unternehmerische Entscheidungen. Größte Fraktionen: die "Freundeskreise" der Regierungsparteien, heute SPÖ und ÖVP.

Erich Fenninger, bisher Sprecher der roten Räte im ORF, legte sein Mandat Donnerstag zurück. Er sah sich dem ORF verpflichtet, und weniger (als andere) Parteiinteressen. Intern hinterfragte er (wie andere rote Räte) etwa Brunhofer als Channel-Manager, zuständig auch für TV-Information.

Fenninger sagt, er konnte zuletzt "nicht mehr so viel bewegen". Es gehe ihm um "unabhängigen, kritischen, von Parteien und Ökonomie unabhängigen Journalismus". Er kritisiert im STANDARD-Gespräch auch die Abkehr vom medienübergreifenden ORF-Newsroom und schleppende Umsetzung neuer Strukturen.

Markenkern "zwischen Information und Infotainment"

Am 1. Juni dürfte sich der ORF-Stiftungsrat mit dem 303-Millionen-Bauprojekt Küniglberg und der Abkehr vom Newsroom-Bau befassen. Stiftungsrat Norbert Kettner (Wien) will "prüfen lassen, welche Zahlen der Finanzdirektor (Grasl) zur Entscheidung über den Standort vorgelegt hat."

Neo-Fraktionschef Lederer nimmt sich für 1. Juni die TV-Information vor: Armin Wolfs Django-Anmoderation in der "Zeit im Bild 2", laut Reinhold Mitterlehner "Mosaikstein" seines Rückzugs aus Regierung und ÖVP-Führung. Zudem die Medienkritik der scheidenden Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Lederer sagt, er sieht im ORF "schon Punkte, wo man zwischen Information und Infotainment den Markenkern des ORF, die Unabhängigkeit und höchste Qualität der Recherche" wahren müsse.

Mandat für Lederer auf Geheiß des Medienministers freigemacht

Stiftungsräte sind laut Gesetz unabhängig, weisungsfrei, und Regierung, Parteien oder andere Institutionen können sie nicht vorzeitig abberufen – wenn sich das entsendende Organ nicht etwa nach Wahlen geändert hat. Lederers Mandat im Stiftungsrat machte – wie berichtet – Rudolf Ertl vorzeitig frei. Ertl hat sein Mandat auf Geheiß von Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) freigemacht, schrieb er seinen roten Fraktionskollegen – er hätte gerne noch weitergemacht als Stiftungsrat. Auch Fraktionen gibt es offiziell nicht im Stiftungsrat – sie nennen sich deshalb "Freundskreise". (fid, APA, 19.5.2017)