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Bei dem Schwarzmeerprojekt von Rosneft könnte sich eine Aufweichung der Sanktionslinie abzeichnen.

Foto: Sergei Karpukhin

Moskau/Wien – Die Sanktionen sind kein Hindernis: Der russische Ölkonzern Rosneft will im zweiten Halbjahr mit Probebohrungen im Schwarzen Meer starten. Unterstützt wird Rosneft dabei von den italienischen Konzernen Eni und Saipem. Die Vertiefung der Partnerschaft zwischen Rosneft und Eni wurde am Rand des Treffens zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Italiens Premier Paolo Gentiloni in Sotschi bekannt, über die Beteiligung von Saipem berichtete die russische Nachrichtenagentur RBK.

Eni und Rosneft haben bereits 2012 eine Kooperation bei der Erschließung von Lagerstätten im Schwarzen Meer und der arktischen Barentssee beschlossen. Das Joint Venture wurde trotz der 2014 beschlossenen westlichen Sanktionen nicht aufgelöst. Zudem hat Eni Ende 2016 den Russen einen Anteil an einem Projekt zur Erschließung eines großen in ägyptischen Hoheitsgewässern liegenden Gasfelds eingeräumt.

Rosneft steht auf der Sanktionsliste der EU. Die Strafmaßnahmen sehen Beschränkungen bei der Lieferung technischen Materials und der Bereitstellung von Krediten vor. Konkret geht es dabei um den Stopp von Hightechlieferungen, die bei der Erschließung von Küstenlagerstätten nötig sind. Rosneft scheiterte Anfang des Jahres vor Gericht mit einer Nichtigkeitsklage gegen die Sanktionen.

Ähnliche Restriktionen gelten auch in den USA. Selbst dem Ex-Konzern von US-Außenminister Rex Tillerson, Exxon Mobil, wurde jüngst vom Weißen Haus eine Ausnahmegenehmigung zur Erschließung der russischen Arktisvorräte gemeinsam mit Rosneft verweigert.

Italien als Sanktionsgegner

Im Vorfeld des Gentiloni-Besuchs hatte Rosneft beide Regierungen gebeten, die Lieferung von Anlagen und die Bereitstellung von Dienstleistungen durch die italienischen Partner zu erleichtern. Rosneft-Chef Igor Setschin gilt als einer der engsten Vertrauten Putins. Der Einfluss auf die russische Regierung ist entsprechend groß.

Aber auch Rom wird von Moskau zu den Sanktionsgegnern in Europa gezählt. Tatsächlich haben sich italienische Politiker bereits mehrfach für eine weichere Linie ausgesprochen, auch Gentiloni erklärte in Sotschi, er sei gegen eine "automatische Verlängerung" der Russland-Sanktionen.

Bei dem konkreten Schwarzmeerprojekt könnte sich das in einer Aufweichung der Sanktionslinie manifestieren. Laut RBK ist nicht die EU, sondern Italien für die Vergabe der Exportgenehmigungen zuständig. Und allem Anschein nach ist das grüne Licht schon gegeben. Saipem, die zuvor schon mit Gazprom bei Nord Stream und der schließlich gescheiterten South Stream Pipeline kooperiert haben, hat den Bohrauftrag gewonnen. Die ersten Anhörungen sollen im August beginnen.

Eni ist mit 33 Prozent Juniorpartner an dem Projekt. Insgesamt werden die Investitionen in das 8600 Quadratkilometer große Ölfeld auf 50 bis 55 Milliarden Dollar geschätzt. Die in einer Tiefe von 600 bis 2250 Meter liegende Lagerstätte soll Vorkommen in Höhe von zehn Milliarden Barrel bergen. (André Ballin, 19.5.2017)