Bibiana Steinhaus pfeift deutsche Bundesliga. "Eine inspirierende Entscheidung der Bundesliga und eine starke Botschaft an den Rest der Welt: Wenn du gut genug bist, ist das Geschlecht irrelevant", lässt die Senegalesin Fatma Samoura, Generalsekretärin des Weltverbandes FIFA, per Twitter ausrichten.

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Für viele kommt diese Beförderung mindestens ein Jahr zu spät. Bibiana Steinhaus hätte es schon früher verdient gehabt, nicht mehr nur Fußballspiele in der zweiten deutschen Bundesliga zu leiten, sondern ganz oben dabei zu sein. In der Saison 2015/16 wurde sie laut einem internen Ranking, das publik wurde, als beste Schiedsrichterin in der zweiten Liga benotet. Doch aus dem Sprung in die erste Liga wurde nichts – noch nicht.

Ab August 2017 ist es aber so weit: Die 38-Jährige wird auch nominell erstklassig – als erste Schiedsrichterin überhaupt. "Es war schon immer mein Traum, in der Bundesliga pfeifen zu dürfen, das erfüllt mich mit Freude", sagt Steinhaus.

Fußball ist aber für manche immer noch Männersache. Darum stellt die Beförderung der Hauptkommissarin bei der Polizei in Hannover für alle Beteiligten eine Herausforderung dar: für Steinhaus selbst, weil sie sich in eine Welt ohne Gnade begibt – in eine Welt, in der sie bei jedem Spiel möglicherweise gegen den Verdacht anzupfeifen hat, dass sie nicht aufgrund ihrer Qualitäten als Schiedsrichterin zu höheren Weihen berufen wurde –, aber freilich auch für Trainer und Spieler. Die Hoffnung besteht, dass mit einer weiblichen Institution in Zukunft ein weniger rauer Umgangston auf dem Rasen gepflegt werden könnte.

Coolness

Ihre Coolness bewies Steinhaus schon, als der große Pep Guardiola im Oktober 2014 im Bundesliga-Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach wütend eine längere Nachspielzeit eingefordert hatte und Steinhaus dabei den Arm auf die Schulter legte. Die damals noch vierte offizielle Schiedsrichterin wehrte diesen, nun ja, Annäherungsversuch, gekonnt ab.

Steinhaus leitete im Frauenfußball das Finale der WM 2011 sowie das Olympia-Endspiel 2012. Finanziell wird es in der Bundesliga ertragreicher. Der DFB beschloss eine Erhöhung der Honorare auf 5000 Euro pro Spiel statt bisher 3800 Euro. Darüber hinaus kassiert jeder Schiedsrichter ein Grundgehalt von bis zu 80.000 Euro jährlich.

Was Bibiana Steinhaus auszeichnet? "Mein Stil der Spielleitung ist geprägt durch intensive Kommunikation. Gegenseitige Erwartungshaltungen frühzeitig auszutauschen gibt allen Beteiligten eine gute Richtschnur", sagt Steinhaus, die mit dem englischen Schiedsrichter Howard Webb liiert ist. Es geht darum, "empathisch auf Gesprächspartner" zuzugehen und "eine Begegnung auf Augenhöhe" zu schaffen. Na dann. (Florian Vetter, 21.5.2017)