Sieht nur am Foto schön aus und auch nur dann, wenn die Aufnahme frontal ist. Wer sich die Lippen aufspritzt, hat ein Problem in der Seitenansicht.

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Es scheint wie eine ansteckende Krankheit zu sein. Immer öfter sehe ich Frauen, mit komisch aufgewölbten Lippen. Sie sind insgesamt immer sehr gepflegte Erscheinungen. Schön gekleidet, duftend und meistens lächelnd.

Trotzdem registriert da mein Gehirn, das schon tausende und abertausende Gesichter gesehen hat, etwas Eigenartiges. Nolens volens bleibt mein Blick dann an den Mündern hängen. Lange Zeit war mir nicht klar, was daran komisch ist, aber seit Kurzem weiß ich es: Frauen, die für ihre prallen Lippen die Dienste der ästhetischen Chirurgen, Dermatologen und sonstigen Ärzten in Anspruch genommen haben, haben Entenlippen: nach vorne gewölbte Wülste, die sie irgendwie auch daran hindern dürften, ihren Mund zu schließen. Der leicht geöffneter Mund vermittelt immer auch eine Prise Atemlosigkeit: Atemlose Enten,das also ist es, was "Ärzte" aus ihren "Patientinnen" machen.

Aussichtsloses Anti-Aging

Von der Seite betrachtet, sieht man diese unnatürliche Aufgewölbtheit besonders gut. Scheinbar schauen sich die Operateure das Ergebnis ihrer Aufspritzungen eher von vorne als von der Seite an, denn es müsste ihnen ja sonst auffallen, oder?

Klar: Aus den Beauty-Magazinen lachen einem volle, pralle Lippen entgegen. Doch wie schon Baz Luhrman in seinem sehr hörenswerten Manifest über die Schönheit im Allgemeinen und Speziellen sehr treffend festgestellt hat: "Don't read beauty magazines, they will only make you feel ugly." Dünne Lippen dick machen: Das geht zwar, ist aber weit weg von natürlich und für alle, die nicht ständig im Rampenlicht stehen, suboptimal.

Vor allem: Wer einmal damit angefangen hat, kann offenbar nur sehr schwer wieder aufhören, hat mir eine Bekannte erzählt. Wenn die "Wirkung" nach ein paar Wochen nachlässt, fühlt man sich umso schlechter, dünnlippiger – oder älter. Je nachdem. Darüber sollte man reden: Sich die Lippen aufzuspritzen kann auch eine Form von Körperwahrnehmungsstörung sein. Gegen die Entenlippen sollte man sich psychisch wehren – solange es geht. (Karin Pollack, 23.5.2017)

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