Grado – Bei einer bakteriellen Meningitis, also einer Gehirnhautentzündung, rettet die sofortige Antibiotika-Gabe Menschenleben. Die Krankheit, speziell eine durch Meningokokken hervorgerufene invasive Infektion, ist in Österreich zwar selten, aber hoch gefährlich, sagt Christoph Wenisch. Er ist Vorstand der Infektionsabteilung am Wiener Kaiser Franz Josef Spital und sprach anlässlich der Österreichischen Ärztetage in Grado über die Früherkennung von Meningitis.

Hohe Sterblichkeit

"Die bakterielle Meningitis hat eine hohe Mortalität, etwa ein Viertel der Patienten stirbt, unbehandelt beinahe hundert Prozent. Ein Viertel der Betroffenen erleidet neurologische Schäden", sagt Infektionsspezialist Wenisch. "Eine Therapieverzögerung um mehr als zwei Stunden verdoppelt die Sterbewahrscheinlichkeit."

Frühzeitiges Erkennen einer sich bei Kindern oft binnen kürzester Zeit entwickelnden bakteriellen Meningitis ist der wesentlichste Faktor für den Krankheitsverlauf. 70 bis 90 Prozent der Kinder – zum Beispiel mit einer Meningokokken-Meningitis – bekommen zunächst Fieber. 70 Prozent entwickeln kleine Hautblutungen (Petechien). Die dunklen Punkte verschwinden nicht, wenn ein sauberes Trinkglas auf die Haut gedrückt wird ("Wasserglas-Test").

Antibiotika helfen

Warnsignale bei Säuglingen sind Berührungsempfindlichkeit, schrilles Schreien und Trinkverweigerung. Wenn der Transport ins Krankenhaus länger als 30 Minuten dauert, sollte schon der Notarzt nach Abnahme einer Blutkultur sofort eine erste Antibiotika-Dosis verabreichen. Im Spital kann dann das Antibiotikum an den Bakterienbefund aus einer Untersuchung der Rückenmarkflüssigkeit genauer angepasst werden.

An sich sind Meningokokken-Erkrankungen in Österreich relativ selten. Pro Jahr schwankt die Zahl der meldepflichtigen Fälle zwischen 27 und 100 Fällen. Säuglinge und Jugendliche sind am häufigsten betroffen. 2015 waren es in Österreich 27 invasive Meningokokken-Infektionen bei elf Todesfällen, 2001 zum Beispiel 113 Erkrankungen mit sechs Todesopfern. 50 bis 70 Prozent der Infektionen werden in Österreich durch Meningokokken vom Serotyp B hervorgerufen, 30 Prozent vom Typ C. Zugelassen sind prophylaktische Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe B, C sowie eine kombinierte Impfung gegen Erreger der Gruppen A, C, W und Y. Bei den unter Einjährigen werden fast 90 Prozent der schweren Meningkokokken-Erkrankungen durch Erreger vom Serotyp B verursacht.

Eine Woche Infektiosität

Im Fall des Falles sollten alle Personen mit engem Kontakt zum Betroffenen ("Armlänge") eine Antibiotikaprophylaxe erhalten. Das sind zum Beispiel alle Haushaltsangehörigen, Schulkollegen etc. Infektiosität besteht sieben Tage vor Ausbruch der Erkrankung bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie. Ist eine bakterielle Meningitis aufgetreten, vermindert die zusätzliche Gabe von Cortison die Häufigkeit bleibender neurologischer Schäden. (APA, 23.5.2017)