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Foto: AP Photo/Damian Dovarganes

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Pro
von Eric Frey

Ich gebe zu: Ich bin süchtig nach Sonderangeboten, Doppelpacks, Schnäppchen und Rabatten. Meine Brieftasche quillt über mit Kundenkarten, auf denen sich Punkte türmen, und auch die Abstellkammer mit billig erworbenen Großpaketen.

Aber diese Schnäppchenjagd ist eine einsame Sache. Man sucht, man kauft, man schleppt, man spart – die kleine Genugtuung ist nur auf der Rechnung sichtbar. Es ist ein unsichtbarer Kampf zwischen Handel und Verbraucher ohne irgendeine soziale Interaktion.

Mit den guten alten Rabattmarken ist das anders. An der Kasse bekennt man sich offen zur "Ich habe nichts zu verschenken"-Fraktion – besonders, wenn man die ausgehändigten Marken gleich vor Ort ins mitgebrachte Heft klebt. Aber wer nach echten Superrabatten strebt, für den reicht der eigene Einkauf selten aus. "Entschuldigung, sammeln Sie Rabattmarken? Nein? Können Sie mir bitte Ihre geben? Es fehlen mir noch ein paar." Da ergeben sich die nettesten Gespräche mit Co-Käufern und -Käuferinnen, und wer weiß – vielleicht auch echte Freundschaften.

Kontra
von Margarete Affenzeller

Was vermisse ich die Zeiten, in denen unser Hausfreund Herr Frischauf meiner Großmutter stolz die jeweils druckfrischen Gutscheinprospekte präsentiert hat, nicht. Salathäuptl-Bons-Talk ist unglaublich schlimm. Schon als Teenager waren mir Debatten über Groschenbeträge zuwider. Wie kleinlich!

Dieser Hochverrat am Spargedanken ging in meinem Fall Hand in Hand mit einer gut gepflegten Abneigung gegen alles Rechnerische. Außerdem witterte ich bei jeder Art von Übervorteilung natürlich hinterhältige Absichten. Ist der Salat gar vergiftet?

Ich weiß aber: Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Schilling nicht wert. Und so habe auch ich mehrmals versucht, in der Schnäppchen-Liga Fuß zu fassen. Erfolglos, wie Sie ahnen. Denn der mir vonseiten des Konzerns zugedachte "Super Wochenend Bon" gilt ja leider nie dann, wenn ich kann. Und gilt er für Haferflocken, benötige ich aber Zahnpasta. Heute weiß ich, dass ich gerne finanziellen Schaden hinnehme, wenn ich mir dafür etwas, das man im Fachjargon "Verwöhnpunkt" nennt, vom Leib halten kann. (RONDO, 07.6.2017)