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"Hello. Is it me you're looking for?" sang Lionel Richie 1983 und rettete so mit anderen Balladen-Stars das Liebesthema vor dem Absturz.

Foto: AP/Joel Ryan

"How am I supposed to live without you" sang Michael Bolton in seinem Hit aus dem Jahr 1989, "shake ya ass" der Rapper Mystikal elf Jahre später. Liebe, Romantik oder Sex sind aus der Popkultur nicht wegzudenken. Wer genau was in populären Songs besingt, dem gingen PsychologInnen in der Studie "From 'I Want To Hold Your Hand' to 'Promiscuous': Sexual Stereotypes in Popular Music Lyrics, 1960–2008" nach, die kürzlich publiziert wurde. Darin wurden die Themen Dating, Sex und Liebe auch entlang von Genres untersucht.

Die Analyse der Songtexte aus den fünf Jahrzehnten bestätigte, dass sich allgemeine geschlechterstereotype Vorstellungen von Männern und Frauen in den beliebtesten Songs dieser Jahrzehnte widerspiegeln und die Künstlerinnen und Künstler ihnen durch ihre Themenwahl auch folgen. So singen zwar insgesamt öfter Männer in ihren Songtexten über Romantik, Liebe und Beziehungen, was jedoch daran liegt, dass insgesamt mehr Songs von Männern stammen. Prozentuell singen Künstlerinnen öfter über Liebe. 827 der untersuchten Songs stammen von Männern, 328 von Frauen und 95 von gemischten Gruppen.

Über Sex wird gerappt

Insgesamt wurden 1.250 Songtexte aus den Jahren 1960 bis 2008 analysiert. Die ForscherInnen holten sie sich ein Sample der beliebtesten 250 Songs aus jedem Jahrzehnt, das zeigte, dass Romantik und Liebe die zentralen Themen in Songtexten sind. Insgesamt wurden sie in 71 Prozent der Lieder besungen. "Liebe" ist auch mit 57 Prozent der weitaus am öftesten verwendete romantische Begriff – in jedem Jahrzehnt ist er mit über 50 Prozent vertreten, einen kleinen Ausreißer gab es in den 2000-Jahren, als er nur zu 49 Prozent vorkam.

Eine deutliche Geschlechterdifferenz zeigte sich in jenen Songtexten, die den Körper von Frauen zum Objekt machen. 14 Prozent aller Songtexte besingen so den weiblichen Körper, den männlichen Körper betrifft das nur in vier Prozent der Texte. Und im Rap kommen Körper und Sex deutlich öfter vor als in anderen Genres wie etwa im Rock oder R&B.

Balladen-Ära pushte die Liebe

Doch nicht immer war Romantik bei den männlichen Künstlern durch die Jahrzehnte hindurch gleich angesagt: 1960 sangen noch 69 Prozent darüber, dann gab es bis 2000 allerdings einen kleinen Abwärtstrend bis in die 2000er-Jahre. Unterbrochen wurde dieser Trend nur von der Ära der Balladen, die etwa Michael Bolton und Lionel Richie prägten. Die Künstlerinnen blieben hingegen in den fünf Jahrzehnten mit 78 bis 83 Prozent dem Liebes-Thema relativ konstant treu. Veränderungen bei den Songs von Frauen gab es stattdessen in Sachen Sex. Während in den 1960er-Jahren nur sechs Prozent der Künstlerinnen darüber sangen, verdreifachte sich diese Zahl zwischen den 1970er- und den 2000er-Jahren (16 bis 21 Prozent). (beaha, 24.5.2017)