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Sieben Mal spielte Roger Moore in den 1970er- und 1980er-Jahren den Geheimagenten James Bond – öfter als jeder andere 007-Darsteller.

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ORF

Wien – Roger Moore kam zur Rolle des Geheimagenten James Bond mit einer besonderen Hypothek: Er war schon fast zu berühmt. Alle Welt dachte bei ihm in den 1960er-Jahren an Simon Templar, den Gentlemanverbrecher, auch bekannt als The Saint. Als Moore 1962 mit der ersten Folge der entsprechenden Fernsehserie hervortrat, kam gerade der erste Bond-Film in die Kinos: "Dr. No" mit Sean Connery in der Hauptrolle.

Der Agent 007 ist bekanntlich nicht wirklich monogam, ein wenig mehr Treue bewiesen sein Schöpfer Ian Fleming und der Produzent Albert Broccoli immerhin mit den Schauspielern, die Bond verkörperten. 1972 war allerdings guter Rat teuer, nachdem Sean Connery endgültig ausgestiegen war und George Lazenby nach nur einem Auftritt nicht weitermachen wollte, weil er das Gefühl hatte, man hielte ihn für geistlos (er hatte Broccoli, so geht die Fama, beim Friseur getroffen).

Roger Moore in seiner vielleicht bekanntesten Rolle – als James Bond, Geheimagent Ihrer Majestät.
Klara Tavakoli Goesche

Und so kam Roger Moore, der 1927 geborene Sohn eines Polizisten aus Südlondon, nach einer Reihe von Fernsehjahren mit "Live and Let Die" (1973) zu seiner Lebensrolle im Kino. Mit ihm, dem von allen Seiten vor allem ein gewisser "light touch" bescheinigt wird, konnte die Figur des global aktiven Superagenten und Verführers endgültig abheben – nämlich in dem Sinn, dass nun immer mehr die Gesetze der Plausibilität außer Kraft gesetzt wurden, weil die Zeiten rundherum so ernst wurden, dass das Agentenfranchise sich nicht mehr entsprechend ernst nehmen durfte.

Michael Caine hat einen Unterschied zwischen Sean Connery und Roger Moore als Bond so auf den Punkt gebracht: "Sean brachte die Frauen als Macho ins Bett, Roger schaffte dasselbe mit einem Lachen."

Weniger viril und immer ein wenig selbstironisch auf der Flucht vor seinem guten Aussehen, blieb Moore der Bondrolle bis "A View to Kill" (1985) treu, mit dem zwischenzeitlichen Höhepunkt eines Liebesspiels im Weltraum in "Moonraker" (1979). Aus diesem Jahr stammt auch ein Foto von ihm mit nacktem Oberkörper, auf dem man ihn beinahe mit Arnold Schwarzenegger verwechseln könnte.

Legendär: Die Skiszene aus dem James-Bond-Film "Der Spion, der mich liebte".
bondonbluray

Dass die Comedy-Serie "Spitting Image" ihn später als The Man with the Wooden Delivery parodierte, tat ihm allerdings ein bisschen Unrecht. Er war ja nicht als Charakterschauspieler verpflichtet worden, sondern als jemand, der einem Abziehbild einer Heldenfigur ein wenig Esprit verleihen sollte – er tat dies vor allem mit seinem Markenzeichen, der erhobenen Augenbraue.

Nachdem er die Rolle des James Bond zurückgelegt hatte, machte Moore fünf Jahre Pause von der Leinwand. Längst war er eine Persönlichkeit, an der vor allem die Regenbogenpresse regen Anteil nahm. Dazu gab es auch immer wieder Grund, etwa mit der Trennung von Luisa Mattioli im Jahr 1993 – das Paar hatte drei gemeinsame Kinder. Intensiv diskutiert wurde auch sein Steuerexil in Monaco, das er als unumgänglich bezeichnete, weil ihn andernfalls die Vermögensbesteuerung in England arm gemacht hätte.

Gegen Tiernummern im Zirkus

Kurz vor seinem Tod versuchte die britische Premierministerin Theresa May noch, Roger Moore für ihre aktuelle Wahlkampagne zu gewinnen – sie versuchte dabei ein wenig, sich als M zu stilisieren: der Vorgesetzte Bonds beim Secret Service, der später zu einer Vorgesetzten wurde. Moore aber, der vor noch gar nicht so langer Zeit als Unterstützer von David Cameron hervorgetreten war, wies das Ansinnen zurück, unter anderem auch deswegen, weil er sich mit seinen Bemühungen für den Tierschutz (er wollte den Einsatz von Wildtieren in Zirkusnummern verbieten lassen) nicht ausreichend gehört fühlte.

Am Dienstag ist Roger Moore im Alter von 89 Jahren nach einer kurzen Krebserkrankung verstorben. (Bert Rebhandl, 23.5.2017)