Damit das Internet of Things funktioniert, braucht es leistungsfähige Server und vertrauensbildende Maßnahmen.

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Graz – Bevor sich Autos künftig autonom auf den Straßen bewegen werden oder U-Bahnen ohne menschliche Führung die Städte durchqueren, muss die für die Konsumenten wohl wichtigste Frage geklärt werden: Kann man diesen selbst agierenden Maschinen vertrauen?

Es geht ja nicht nur um autonome Autos, sondern allgemein um die digitale Verknüpfung von Milliarden von Geräten, die künftig im Internet der Dinge (Internet of Things) miteinander verbunden sein werden. Fahrzeuge, Gebäude, Gesundheitseinrichtungen, im Grunde alle Dinge, in denen Elektronik, Software oder Sensoren integriert sind, werden mit dem Internet verbunden sein. Datenschutz und Vertrauen spielen bei dieser neuen digitalen Transformation eine essenzielle Rolle, unterstrich Werner Rom vom Kompetenzzentrum Virtual Vehicle, Leiter des mit 40 Millionen Euro dotierten europäischen Forschungsprojektes Scott. Das Zentrum wird unter anderem vom Wirtschafts- und vom Verkehrsministerium sowie von der FFG unterstützt.

Vision einer totalen Vernetzung

Insgesamt 57 Unternehmen und Organisationen aus elf europäischen Ländern beteiligen sich am Projekt. Mit dabei ist auch Brasilien. Zentrales Ziel ist das Schaffen von Vertrauen in das Internet of Things, hinter dem die Vision steht, dass de facto jeder Ort und jedes Objekt Teil des Internets werden kann. "Neue Geschäftsfelder werden entstehen, neue Produkte, neue Dienstleistungen, die Industrie, die Arbeitswelt und der Alltag werden sich epochal verändern", ist Rom überzeugt. Das Projekt Scott werde "dafür Lösungen für eine durchgehend sichere und vertrauenswürdige Konnektivität erarbeiten", sagt Rom.

Mit dem Ziel, eigene Standards für den Bereich der Sicherheit und des Datenschutzes zu kreieren. Es soll eine spezielle "Metrik für messbare Sicherheit und Datenschutz" erarbeitet und eine Datenschutz-Kennzeichnung geschaffen werden. "Europa könnte damit weltweit eine Vorreiterrolle einnehmen", glaubt Rom.

Eingebunden in das Projekt sind aber nicht nur Experten für die technischen Aspekte des Internet of Things, sondern auch Fachleute aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Denn es gehe neben dem Sicherheitsaspekt auch um die soziale Akzeptanz des Internet of Things, sagt Rom.Eine der Anwendungen in der Mobilität illustrierte Bernhard Giptner von Siemens: Sein Unternehmen setze bei den Fahrzeugen bereits auf die neue Digitalisierung: "Mit installierten sensorbasierten Diagnosesystemen in unseren Fahrzeugen können Bahnbetreiber vorausschauende Wartungskonzepte einführen, damit ihre Kosten senken und ihre Flotten effizienter betreiben."

Problem der Energieversorgung

Eine grundlegende Frage müsse in den nächsten Jahren allerdings noch geklärt werden, sagte Rom: nämlich jene der Energieversorgung. Hier böten sich mehrere Varianten an: einerseits die konventionelle über Batterien, daneben aber auch neue Möglichkeiten der Energiegewinnung über Temperaturunterschiede, Vibrationen oder Solar.

In fünf bis zehn Jahren werde das Internet der Dinge jedenfalls weitgehend in den Markt integriert sein, sagte Rom. Der Rektor der ebenfalls am Projekt beteiligten TU Graz, Harald Kainz, geht davon aus, dass "in naher Zukunft Milliarden von Smart Things wichtige Alltagsdienstleistungen erbringen, die in den Anwendungen so divers sind wie Smart Citys oder vernetzte Autos." (Walter Müller, 24.5.2017)