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Donald Trump, König Salman und Abdelfattah al-Sisi greifen nach der Weltkugel.

Foto: Saudi Press Agency via AP

Die neue arabische Einheit mit den USA Donald Trumps wurde am Wochenende in einem der skurrilsten Fotos der jüngeren Geschichte dokumentiert – der US-Präsident, der greise saudische König Salman und Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi (dessen Schuhe Trumps lautes Wohlgefallen gefunden hatten – vielleicht weil er die Schlapfen seiner saudischen Gastgeber nicht goutierte), die ihre Hände beschwörend über einer erleuchtete Glaskugel ausstrecken.

Falls sie erfolgreich darin gelesen haben, wussten sie im Voraus, dass die große Liebe aller Gipfelteilnehmer untereinander nicht lange anhalten würde. Am Dienstag stand Katar plötzlich als der große Verteidiger Irans da, der aus der antiiranischen Front, die in Riad zelebriert wurde, ausbricht. Nach Angaben Katars handelte es sich zwar um "Fake News" – die aber von saudiarabischen Medien genüßlich wiedergegeben wurden. So habe der katarische Emir Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani auch "Spannungen" mit Trump zugegeben, der ihm noch am Sonntag "eine Menge schöner Militärausrüstung" verkaufen wollte (denn niemand mache Militärausrüstung so gut wie die USA, wie Trump beteuerte). Und es gab sogar Gerüchte, dass die Botschafter Saudi-Arabiens, Ägypten, Kuwaits, Bahrains und der Vereinigten Arabischen Emirate aus der katarischen Hauptstadt Doha abgezogen würden.

Aber selbst, wenn man am Mittwochabend nicht mehr wusste, was daran stimmte und was nicht: Das Zerwürfnis war echt. Katar beklagte sich bitter über feindselige Propaganda, in Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde der katarische Sender Al-Jazeera blockiert.

Wer ist schuld am Extremismus?

Es wäre nicht das erste Mal, dass Katar das antiiranische Getrommel – das ja das eine große Leitmotiv des Trump-Besuchs im Nahen Osten war – nicht miträgt. Es gibt auch andere skeptische Staaten in der Region, wie Oman – wo 2013 die ersten US-iranischen Gespräche stattfanden, die später in Atomverhandlungen mündeten.

Der katarische Emir wurde auch noch mit einem Satz zitiert, den sich wohl viele dachten, die die Einweihung des "Global Center for Combating Extremist Ideology" in Riad (bei der die ominöse Kristallkugel-Fotoserie aufgenommen wurde) beobachteten: "Die echte Gefahr ist das Benehmen einiger Länder, die Terrorismus verursacht haben, indem sie eine extreme Version des Islam angenommen haben." Damit ist natürlich Saudi-Arabien gemeint, dessen Salafismus – der Wahhabismus – auch von vielen Muslimen als Wurzel des radikalen Übels in der islamischen Welt angesehen wird. Auch der IS-Attentäter von Manchester stammt bekanntlich nicht aus dem Umfeld der radikalen Schia – die es auch gibt –, sondern aus jenem des sunnitischen Jihadismus.

Vorwürfe

Dem Geplänkel waren Vorwürfe an Katar vorausgegangen, radikale, den Muslimbrüdern nahestehende Gruppen zu unterstützen – etwa in Ägypten. Diese Vorwürfe gibt es immer wieder. Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate einerseits und Katar andererseits stehen aber auch im Konflikt in Libyen auf unterschiedlichen Seiten: Kairo und Abu Dhabi unterstützen General Khalifa Haftar, der sich zum Kämpfer gegen den Islamismus aufgeschwungen hat (der Konflikt oder die Konflikte in Libyen sind in Wahrheit natürlich etwas komplexer).

Wer jedoch glaubt, dass es sich wenigstens bei der Katar-kritischen Gruppe um ein homogenes Gebilde handelt, der irrt: Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich längst über den Weg im Jemen zerstritten, im Krieg, den sie gemeinsam gegen die (vom Iran unterstützten schiitischen) Huthi-Rebellen führen. Das hat die dramatische Folge, dass sich die Sezessionisten im Südjemen ermutigt fühlen, ihre eigenen Wege zu gehen. Zerfallserscheinungen allüberall in der arabischen Welt, die auch der Supercharismatiker – Achtung, Ironie – Trump nicht aufhalten wird. (Gudrun Harrer, 24.5.2017)