Bild nicht mehr verfügbar.

Team Neuseeland und Team Frankreich beim Üben für den Louis-Vuitton-Cup, der Qualifikationsrunde der Herausforderer.

Foto: AP/Ricardo Pinto
Grafik: APA

Wien/Hamilton – Am Freitag beginnt vor Bermuda die schnellste "Seeschlacht" aller Zeiten. Ermittelt wird mitten im Nordatlantik zunächst jenes Boot, das vom 17. bis 27. Juni beim 35. America's Cup die Chance bekommt, Titelverteidiger Oracle USA im "Best-of-seven"-Modus die wichtigste Segeltrophäe der Welt abzujagen. Wie 2013 in San Francisco ist Österreich auch diesmal beim Youth America's Cup am Start.

Vier Jahre nachdem Oracle den 2010 erstmals gewonnen Cup in San Francisco spektakulär verteidigt hat, soll mit der Vorherrschaft des US-Syndikats von Larry Ellison endlich Schluss sein. Für die dreiteilige Hochsee-Show der schnellsten Segelkatamarane der Geschichte im Great Sound der Hauptstadt Hamilton ist angerichtet. Bermuda lässt sich das Recht, Schauplatz dieses Mega-Events zu sein, Millionen kosten. Im Fernsehen ist die Königsklasse des Wassersports hierzulande auf Sky sowie Servus TV zu sehen. Fachkommentatoren sind "Weltsegler" Jochen Schümann (Sky) sowie die Doppel-Olympiasieger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher auf Servus.

Fünf Herausforderer

Los geht es mit dem Louis-Vuitton-Cup, der Qualifikationsrunde der Herausforderer. Erstmals darf dabei anfangs auch der Titelverteidiger mitsegeln. Mit Schweden, Neuseeland, Frankreich, Japan und Großbritannien rittern zunächst aber die fünf Herausforderer im Matchrace-Modus um den Sieg und das Recht, am Ende gegen die USA um den "Auld Mug" zu kämpfen.

Die Voraussetzungen sind spektakulär wie nie. Denn gesegelt wird 2017 zwar mit den kleinsten, dafür aber futuristischsten und dank "Foils" schnellsten Booten der 166-jährigen Geschichte des America's Cup. Bis zu 20 Verstell-Knöpfe hat inzwischen alleine der Steuermann am Kommandostand. Die einstige Dickschiff-Seglerei ist damit endgültig in der Zukunft und damit auch bei den jungen Fans angekommen.

Kleinere Boote

Zwar sind die Boote gegenüber 2013, als noch riesige 72-Fuß-Kats eingesetzt wurden, nur noch 50 Fuß (15 m) lang. Dank starrer Flügelsegel und der immer effizienter werdenden "Foiling-Technologie", bei der die Boote durch Unterwasser-Tragflächen meterhoch aus dem Wasser gehoben werden und danach förmlich "dahinfliegen", erreichen die immer noch 24 Meter hohen und zweieinhalb Tonnen schweren Katamarane unter den Passatwinden Bermudas aber Geschwindigkeiten von zumindest 50 Knoten (rund 92 km/h).

Womöglich fallen bei der "Segelfliegerei im Bermudadreieck" sogar die 100 km/h. Insider halten dies nach den Erfahrungen im Training durchaus für möglich. "Man hat uns jedenfalls eine unglaubliche Rennmaschine gebaut", sagte Oracle-Steuermann James Spithill über seine "17". "Das sind die schnellsten Boote der Welt. Wie Formel-1-Autos."

Umfangreiche Schutzausrüstung

Der Sport ist freilich auch sehr gefährlich geworden. Nach dem tödlichen Unfall von Olympiasieger Andrew Simpson dürfen die Besatzungen nur noch mit Helmen, Schwimmwesten, Notmessern und Mini-Beatmungsgeräten auf das Wasser. Schon beim Vorbereitungs-Training vor Bermuda gab es Überschläge und Kollisionen. Die Segler selbst sind mittlerweile Vollblut-Athleten. Sie sind die fittesten Segler in der Geschichte des seit 1851 ausgetragenen Cups.

Spithill hat die USA 2010 und 2013 zum Sieg geführt. Der Australier ist trotz seiner erst 37 Jahre einer der erfolgreichsten Segler der Welt und wird wegen seiner aggressiven Vorstart-Taktik "Pitbull" genannt. Spithill weiß, dass Gefahr droht. "Wer immer es ins Finale schafft, ist kampferprobt. Das wird der Fight unseres Lebens", prognostizierte er.

Motiviertester Oracle-Gegner ist Sir Ben Ainslie. 2013 hatte der vierfache Olympiasieger als Taktiker in Diensten von Oracle noch maßgeblichen Anteil daran, dass die Amerikaner aus einem 1:8 mit einer der größten Aufholjagden der Sportgeschichte noch ein 9:8 machten.

England hofft auf Sir Ben Ainslie

Nun tritt Ainslie mit dem eigenen, englischen Team Landrover BAR an. Großbritannien hat zwar einst den ersten Cup ausgetragen, die älteste Sporttrophäe der Welt aber noch nie gewonnen. Durch den Sieg in der vorgeschalteten World Series vor Oracle (1 Punkt) legt Ainslies Truppe mit zwei Bonuspunkten los. Ausgerechnet in einem britischen Überseegebiet soll der America's Cup endlich gewonnen und dann in Portsmouth verteidigt werden. "Wir wollen den Cup ins Mutterland zurückholen", forderte Ainslie.

Ähnliches haben freilich auch die Neuseeländer vor. Sie agieren auf ihrem Boot mit revolutionären Fußpedalen statt Handkurbeln und kamen als Letzte in Bermuda an, um dies möglichst lange geheim zu halten. "Wir sind heiß darauf, den America's Cup dahin zubringen, wo er hingehört. Nach Neuseeland", betonte der mit 26 Jahren jüngste Steuermann im Feld, Peter Burling. (APA, 25.5.2017)