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Spurensicherung am Tatort.

Foto: REUTERS/Costas Baltas

Athen – Die schwarze Mercedes-Limousine und ein Begleitfahrzeug des Polizeischutzes stehen noch auf der Straße, die Tür auf der Fahrerseite ist leicht verbeult, die Windschutzscheibe hat einen Sprung. Der Umstand, dass die Limousine gepanzert war, soll die Explosion der Briefbombe in den Händen des griechischen Ex-Premiers Lukas Papademos verstärkt haben, so heißt es am Donnerstagabend aus Sicherheitskreisen in Athen. Der Anschlag verlief gleichwohl glimpflich. Der 69-Jährige wurde offenbar nur leicht am Bauch und am rechten Bein verletzt.

Papademos, sein Fahrer und eine weitere Person, die am Donnerstagabend im Auto in der Athener Innenstadt saßen, wurden in ein Spital gebracht. Eine Computer-Tomografie des ehemaligen Zentralbankgouverneurs und Regierungschefs zeigte keine größeren Verletzungen, so meldete die staatliche Athens News Agency. Papademos wurde aber vorsichtshalber im Spital behalten.

"Feuerzellen" unter Verdacht

Der Anschlag wird der Terrorgruppe Verschwörung der Feuerzellen zugeschrieben, die zuletzt im März Briefbomben an den Internationalen Währungsfonds und an den deutschen Finanzminister geschickt hatte. Die Briefe waren alle abgefangen worden, wenn auch erst am Empfängerort. Doch erstmals seit dem Mordanschlag auf einen britischen Militärattaché in Athen im Jahr 2000 ist nun ein griechischer Ex-Politiker bei einem Anschlag aus der griechischen Terrorszene verletzt worden.

Lukas Papademos war von November 2011 bis Mai 2012 auf einem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise griechischer Premierminister. Der gewählte sozialistische Regierungschef Giorgos Papandreou war zurückgetreten, eine neue Dreiparteien-Koalition von Sozialisten, Konservativen und Rechtspopulisten stützte die Technokratenregierung von Papademos. Der brachte weitere Sparmaßnahmen durchs Parlament und bereitete vorgezogene Parlamentswahlen vor, die schließlich Antonis Samaras und seine konservative Nea Dimokratia gewannen.

Griechische Fernsehsender meldeten am Abend, die Ärzte im Evangelismos-Spital in Athen, dem größten der Stadt, seien besorgt über die Verletzung auf einer Hüftseite des früheren Regierungschefs. Das Spital dementierte aber zuvor Berichte, denen zufolge Papademos operiert worden sei. Papademos war nach einer Sitzung in der Nationalbank im Auto auf der Marni-Straße unterwegs, die vom Zentrum in Athen zur Nationalen Archäologiemuseum führt. Den Brief soll er gegen 18.30 Uhr Ortszeit geöffnet haben. Die griechische Polizei warnte vor weiteren Briefbomben, die im Umlauf sein könnten. (Markus Bernath, 25.05.2017)