Gemeinsamer musikalischer Atem – US-Sopranistin Renee Fleming und Dirigent Christoph Eschenbach mit den Wiener Philharmonikern.

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Wien – Da sie schon einmal in der Donaustadt war – im Wiener Musikverein hatte Renée Fleming unlängst bei Strauss' Vier letzten Liedern ein paar delikate Momente -, schaute die US-Sopranistin in Schönbrunn vorbei. Auch hier gelang ihr mitunter Delikates. Beim Lied an den Mond aus Rusalka etwa zeigte Fleming ihre Fähigkeit, auch in hohen Regionen des Vokalen einen poetischen Schwebezustand zu evozieren. Dabei konnte sie allerdings nicht auf Schloss Schönbrunn blicken: Erstmals fand das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker, die sich anfangs mit Verve in Dvoráks Carneval-Ouvertüre op. 92 gestürzt hatten, mit dem Rücken zum Schloss statt.

Die Open-Air-Bühne – eine Art Konzertaquarium – verschmolz dabei optisch (unterstützt durch Lichtspiele) mit dem Schönbrunnergelb. Und da auch alle Sicherheitssorgen sich (zum Glück) als unbegründet herausstellten, konnte das 13. Konzert dieser Art sommerlich-entspannt, also auch vom Wetter begünstigt, über die Bühne gehen. Der in seiner Zeichengebung elegante Dirigent Christoph Eschenbach leitete dieses Konzert (der ORF übertrug es in etwa 80 Länder) nun schon zum zweiten Mal.

Die philharmonische Stimmung hielt er also durchaus locker und routiniert im hoch motivierten Bereich; das Konzertmotto "Märchen und Mythen" lebte denn auch klangfarbenfroh auf – etwa in Form von Humperdincks Hänsel und Gretel (Vorspiel) und John Williams' Harry Potter (Hedwig's Theme) auf. Auch Momente aus Igor Strawinskys Der Feuervogel glänzten in profunder Umsetzung.

Der Walzer Wiener Blut animierte schließlich im Zugabenbereich wie immer zu spontanen Publikumstänzchen, was natürlich auch wärmende Effekte gehabt haben mag. In Schönbrunn kann es auch im Sommer schon ganz schön frisch werden – mit zunehmender Dunkelheit. (Ljubisa Tosic, 26.5.2017)