Die Messung des Glukosespiegels ist für Diabetiker nach wie vor eine "blutige" Angelegenheit.

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Diabetes ist eine der am weitesten verbreiteten Stoffwechselerkrankungen. Wissenschaftler sehen ihre steigende Verbreitung vor allem als Zivilisationserscheinung, verursacht unter anderem durch Bewegungsmangel und schlechte Ernährung. Alleine in den USA sollen rund 30 Millionen Menschen von einer Form der "Zuckerkrankheit" betroffen sein.

Für Diabetiker ist es wichtig, stets über den Glukosegehalt ihres Blutes Bescheid zu wissen. Wurde Überzuckerung ursprünglich über Geruch, Geschmack und Aussehen des Urins bestimmt, gelten mittlerweile kleine Messgeräte als Goldstandard. Mittels einer kleinen Nadel zweigen diese etwas Blut ab und analysieren den Zuckerspiegel. Erhältlich sind auch tragbare Sensoren, die mittels einer Kanüle unter die Haut ebenfalls die Blutzusammensetzung auswerten.

Schon länger suchen Unternehmen nach einer Möglichkeit, den Blutzucker "nadellos" zu bestimmen. Eine massentaugliche Lösung hat bisher aber noch keine Firma umgesetzt. Mittlerweile sind auch Tech-Riesen aus dem Silicon Valley im Rennen, berichtet "The Verge". Auch Apple soll an einer entsprechenden Technologie arbeiten.

Unscheinbares Molekül

Das Problem mit dem Molekül Glukose ist, dass es generell keinen sehr hohen Anteil am Blut hat und praktisch keine auffälligen Eigenschaften aufweist, die eine einfache Erkennung ermöglichen würden. Selbst moderne Glukosetests setzen daher auf chemische Reaktionen, die Glukose in Stoffe umwandeln, die sich einfacher identifizieren lassen.

Die Erfindung eines Gerätes, das ohne direktem Kontakt mit dem Blut zuverlässige Ergebnisse ausspuckt, gilt daher als eine Art "heiliger Gral", erklärt Eric Topol, der im Vorstand des Glukosesensor-Herstellers Dexcom sitzt.

Gescheiterte Versuche

Jüngsten Berichten zufolge soll Apple-Chef Tim Cook zu Testzwecken einen Prototypen des Glukose-Trackers tragen. Das Gerät soll an die Apple Watch gekoppelt sein. Mehr ist über das Projekt allerdings noch nicht bekannt.

Jedenfalls muss der Konzern bei der Entwicklung eines solchen Gerätes Hürden überwinden, an denen vorhergehende Projekte gescheitert waren. Anfang des Jahrtausends kam in den USA eine Uhr mit integriertem Messgerät unter dem Namen Gluco Watch auf den Markt. Es nutzte schwache Stromstöße, um den Ausstoß von Glukose an die Hautoberfläche zu erzwingen.

Die Messung funktionierte zwar, jedoch mussten Menschen mit dichterer Behaarung die Tragestelle vorher rasieren und die Uhr benötigte mehrere Stunden "Aufwärmzeit", ehe sie akkurat arbeitete. Dazu wurde der Mechanismus durch erhöhte Schweißausschüttung gestört und 80 Prozent der Träger sollen über Hautprobleme geklagt haben.

Lichtanalyse und smarte Kontaktlinsen

Gearbeitet wird mittlerweile auch an indirekten Messmethoden. So ist eine Messung auch theoretisch möglich, in dem man analysiert, wie stark die Haut Licht reflektiert. Allerdings kann dies auch durch andere Stoffe beeinflusst werden. Eine weitere Methode ist das Durchleuchten dünnerer Hautpartien – etwa am Ohrläppchen – mit Infrarotlicht, doch auch hier ist es schwer,den konkreten Effekt der Glukose herauszufiltern. Bislang gibt es noch keine Geräte, die Studienreife erreicht haben. Erschwerend kommt hinzu, dass für Blutzuckermessgeräte ein umfangreiches und langwieriges Zulassungsverfahren vorgesehen ist.

Etwas still geworden ist es derweil um eine smarte Kontaktlinse von Google, die ebenfalls den Blutzuckerwert bestimmen können soll. Das Pharmaunternehmen Novartis hat die 2014 vorgestellte Technologie lizenziert. Ein Unternehmenssprecher erklärte auf Anfrage von "The Verge" allerdings, dass man in "naher Zukunft größere klinische Studien durchführen" wolle. Einen konkreten Zeitplan wollte man allerdings nicht nennen. (red, 29.5.2017)