An diesem Schnappschuss vom 13. Oktober 2014 dürfte ein Meteoroid beteiligt gewesen sein. Nasa-Forscher vermuten, dass er mit einer Geschwindigkeit von sieben Kilometern pro Sekunde die Kamera traf.

Foto: NASA's Goddard Space Flight Center/Arizona State University

Tempe – Im Juni 2009 startete die Nasa-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) zum Mond, um dessen Oberfläche vollständig zu kartieren. Ursprünglich war die Missionsdauer auf ein Jahr angesetzt, doch mittlerweile kreist LRO schon bald das achte Jahr um den Erdtrabanten und hat in dieser Zeit zahllose hochauflösende Bilder gesendet. Nun haben Forscher einen mysteriösen Zwischenfall aufgeklärt, der sich im Jahr 2014 ereignete.

Am 13. Oktober 2014 sendete die Sonde eine ziemlich ungewöhnliche Aufnahme zur Erde: Anstatt der gestochen scharfen Bilder, die man vom Kamerasystem LROC (Lunar Reconnaissance Orbiter Cameras) gewohnt ist, schickte LRO ein völlig verwackeltes Bild. Schon damals spekulierten Forscher, dass eine Kollision mit einem Meteoroiden die Ursache gewesen sein könnte.

Ursachensuche

Da das Problem jedoch nicht nachhaltig bestand, wurde es bis jetzt auch nicht umfassend untersucht. Das Kamerateam der Sonde hat den Zwischenfall nun aber weitgehend rekonstruiert: "Die einzige logische Erklärung ist, dass eine der Kameras tatsächlich von einem Meteoroiden getroffen wurde", sagte Teamleiter Mark Robinson von der Arizona State University.

Andere Ursachen konnten weitgehend ausgeschlossen werden: Es gab zur besagten Zeit keine Manöver der Sonde, die für die verzerrte Aufnahme verantwortlich gewesen sein könnten, und auch andere technische Ursachen halten die Forscher für unwahrscheinlich. Zudem war nur eine der drei LRO-Kameras betroffen, und auch diese nur für kurze Zeit.

Das LROC-System besteht aus drei Kameras: Eine davon erstellt Weitwinkelaufnahmen (Wide Angle Camera), die beiden anderen sind für detailliertere Aufnahmen in hoher Auflösung zuständig (Narrow Angle Camerae). Eine der beiden letzteren machte die verwackelte Aufnahme.

Mini-Meteoroid

Doch wie groß könnte das Objekt gewesen sein, das mit dieser Kamera kollidierte? Um diese Frage zu beantworten, griffen die Forscher auf ein detailliertes Computermodell zurück, das schon bei der Entwicklung des Kamerasystems eingesetzt worden war. Damals wurde in Simulationen getestet, ob die Kameras die massiven Erschütterungen beim Raketenstart unbeschadet überstehen können.

Nun simulierten die Forscher, bei welchem Szenario ein Zerrbild wie jenes vom 13. Oktober 2014 entstehen würde. Dabei kristallisierte sich als wahrscheinlichste Variante heraus, dass ein 0,8 Millimeter großer Meteoroid mit einer Geschwindigkeit von sieben Kilometern pro Sekunde auf die Kamera aufprallte. Das Objekt dürfte eine Dichte von 2,7 Gramm pro Kubikzentimeter aufgewiesen haben, was der von gewöhnlichen Chondriten entspreche, so die Forscher. Gewöhnliche Chondriten sind die häufigsten Meteoriten, also Meteoroiden, die die Erdoberfläche erreichen.

LRO im Pech

"Der Meteoroid war schneller unterwegs als eine Gewehrkugel – und das Kamerasystem überlebte diesen Einschlag unbeschadet", so Robinson. Die Mission sei zum Glück zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Zwischenfall sei gering: "Die Kameras sind üblicherweise nur zehn Prozent des Tages im Einsatz – genau in dieser Zeit getroffen zu werden, ist sehr unwahrscheinlich."

Der Aufprall verdeutliche jedoch, welchen Gefahren der Lunar Reconnaissance Orbiter ständig ausgesetzt sei, ergänzte Nasa-Wissenschafter Noah Petro vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt. "Während wir den Mond weiter erforschen, erinnert uns dieser Zwischenfall daran, wie kostbar die Daten der Mission sind, die wir seit Jahren erhalten." (red, 28.5.2017)