Kopenhagen – Der neue Captur ist ein raffiniertes E-Fahrzeug mit erstaunlichen Detaillösungen. Die Batterien werden durch in den Radkästen und an der Heckabrisskante untergebrachte Windenergiewandler und die Solarpanels auf dem Dach während der Fahrt geladen. Daraus und aus der berührungsfreien Bereifung ergibt sich eine Reichweite von rund 2000 Kilometern. Erst dann muss der Wagen wieder an die Steckdose.

Die behutsame Überarbeitung außen wird durch neue Wohnlichkeit sowie Assistenzsysteme für tote Winkel und Einparken ergänzt.
Foto: Andreas Stockinger

Dann machte es bumm, der in Kopenhagen landende Flieger riss den STANDARD-Berichterstatter aus dem befremdlichen Traum und beförderte ihn in eine deutlich profanere Realität. Captur war schon richtig, aber es ging um das Facelift des Kleinen aus der Kategorie der SUV-Artigen.

Foto: Renault

Eines ist schon einmal klar: Renault beliefert mit dem Captur bereits seit 2013 den Markt besonders kompakter SUVs, wo noch relativ wenige Gegner präsent sind und des allumfassenden SUV-Trends wegen die Masse der Konkurrenz jetzt erst hinstrebt. Seat Arona (voraussichtlich ab Ende Oktober), VW T-Roc (ab November) und Hyundai Kona (ab Oktober) sind ganz aktuelle Beispiele von demnächstigen Neuzugängen. Heißt aber auch: Die Konkurrenz wird deutlich härter. Daraus resultierte die Verpflichtung, den Captur im Zuge der Modellpflege gewissenhaft nachzuschärfen.

Foto: Renault

Sicht- und fühlbar ist dabei der Umstand, dass das viele Hartplastik zwar nicht verschwunden ist, in neuralgischen Zonen (dort, wo man häufig hinsieht oder -greift) aber weichen, geschäumten Oberflächen und feineren Materialien gewichen ist. Und weil man auch mit dem Captur mitunter Strecken mit Kurven fährt, ist man dankbar für den besseren Seitenhalt der Sitze. Endlich rutscht man nicht mehr herum wie weiland auf der Sitzbank eines US-Straßenkreuzers. Der Rest des Konzepts, die Durchdachtheit und Flexibilität (wie etwa die Schubladen und die verschiebbare Rückbank), bleibt unangetastet.

Eine schlaue Lösung ist z. B. die Handschuhfach-Schublade.
Foto: Renault

Außen erkennt man die neue Kollektion an einer Frontpartie, die den Captur näher an den Kadjar heranrückt. Und der Fortschritt der Lichttechnologie äußert sich in neuem Tagfahrlicht und Voll-LED-Scheinwerfern.

Foto: Renault

Wenn bei den Motoren alles beim Alten bleibt, ist das keine Nachricht zum Trübsal blasen, die beiden Benziner (90 und 118 PS) und Diesel (90 und 110 PS) passen sowohl von der Leistungsausbeute als auch vom Verbrauch her gut zum Fahrzeug. Und dass sich Allrad wieder nicht ausgeht, liegt 1.) in der Natur der Sache – der Captur bedient sich der technischen Architektur des Clio – und ist 2.) der Kundschaft aber so was von egal: 767.000 Mal verkaufte sich der sympathische Renault bisher. Das sicherte ihm seit 2015 die Segmentführerschaft in Europa. Einer muss ja schließlich die Nummer eins sein. (Andreas Stockinger, 31.5.2017)

Grafik: der Standard