Targa! Porsche! Fantastisch! Ja. Nein. Ja. Erwartungshaltungen. Sagt wer Targa, denkt man reflexhaft Porsche. Ja: Wir haben also ein Targa-Modell ausgefasst für unseren traditionellen Supertest. Nein: Es war kein Porsche, sondern ein Mazda. Ja: Das Ding fährt sich fantastisch. Vielleicht nicht wie ein 911er Targa, aber wieselflink und knackig, wie vom MX-5 gewohnt – und kostet einen Bettel im – von Targa abgesehen unzulässigen – Vergleich: Auf 37.390 Euro Basispreis kommt der MX-5 RF G160 Revolution Top, das Topmodell. Der nackigste Targa-Porsche, der 911 Targa 4, kommt auf 141.483 Euro, und das ohne alle Extras.

Foto: Guido Gluschitsch

Schon auf der Runterfahrt verzaubert der kleine Japaner durch seine schiere Lust aufs Fahren. Knack dir eine Kurve ab, ruft er dem Fahrer im oststeirischen Hügelland fröhlich zu. Denn: erste Zielansprache Bad Radkersburg. Kollege Walter S., Tiroler Urgestein und alter Mazda-Fan, wellnesst und radelt dort gerade mit Gattin, schneller Kaffeeplausch am Hauptplatz. Dann kann er es doch nicht lassen und pirscht dem Standard-Tester mit seinem KTM-Mountainbike nach. Befund: "Lässiges Auto. Hast dir was richtig Feines ausgesucht."

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Gut erkannt. Sucht man nach Minuspunkten, finden sich lediglich zwei, nein: zweieinhalb. Erstens ist der Targa-MX-5 bei geschlossenem Dach auf der Autobahn recht laut und Menschen mit über 1,75 Meter Größe stoßen schnell mit dem Kopf oben an. "Ich kaufe ihn eh nicht für mich, sondern für meine Frau", meinte ein Mittvierziger in Rabac, wo wir vor dem Resort-Entrée unseren Supertestsechserpack blickgünstig positioniert hatten, nach Erläuterung dieses Sachverhalts; gnä' Frau strahlte nur noch ...

Foto: Guido Gluschitsch

Zweitens lässt sich das Dach nur bis zehn km/h öffnen, sprich: eigentlich nur am Stand. Bei der Einfahrt von Abbazia schafften wir an der Ampel nur eine partielle Öffnung, die nachfolgenden Autofahrer hat's amüsiert, Peter im Abarth, seit der slowenisch-kroatischen Grenze im Schlepptau, ebenfalls. Nutzt nix, rechts ranfahren, Dach ganz auf. Und zweieinhalbtens sind die Verstaumöglichkeiten wie zu erwarten bescheiden. 127 Liter Kofferraum, dazu ein Fach zwischen den Sitzen hinten, eines für Schlüssel/Kulis unter der Armlehne und eine gummierte Ablage vorm Schalthebel, aus.

Foto: Guido Gluschitsch

Der Rest ist eitel Wonne. Vorn lenken, hinten antreiben, 50:50 Achslastverteilung, 2,0-Liter-Sauger, 160 PS, 6-Gang-Schaltung, klack-klack-klack – und der Kurvenräuber ist nur 3,92 Meter lang. Will man sich indes bloß ein wenig die laue Luft ums schüttere Haar wehen lassen, etwa auf dem Weg zum alten österreichischen Kriegshafen in Pola, und zuckelt dabei mit 50, 60 Sachen dahin, weil sich die Kieberer auf Peters Spuren geheftet hatten und wir ihn nicht im Rückspiegel verlieren wollten, ist das auch kein Problem.

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Genuss hat eben viele Seiten, der MX-5 RF bedient sie gerne. Nur ein gesundes Maß an Gelenkigkeit sollte man noch mitbringen, zum Ein-und Aussteigen. Aber das gilt ja für alles, was gut und flach ist. Targa! Mazda! Fantastisch! (Andreas Stockinger, 5.6.2017)

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ZWEITE MEINUNG

"Dachklappe zu" heißt das Kommando, um in 15 Sekunden den Mazda MX-5RF zum Ganzjahresfahrzeug mit Festdach zu verwandeln. Vorsicht, maximal 10 km/h sind erlaubt, damit das elektrische Faltdach den Targa-Eeffekt herbeizaubert. Der RF ist bis zu den Schultern mit dem Roadster ident, mit Festdach wird er aber in der MX-5-Familie zum eigenständigen, unverwechselbaren Typen. Das Urteil der Damenwelt ist eindeutig: "Eine schicke Bereicherung unserer Straßen." (urb)