Viele Arbeitnehmer sehen im eigenen Unternehmen zu wenig Karrierechancen und wollen deshalb wechseln. Diese fehlenden Möglichkeiten nehmen ihre Vorgesetzten allerdings häufig nicht wahr.

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Die Ergebnisse der Mercer "Global Talent Trends Study" 2017, für die mehr als 7500 Datensätzevon Managern, HR-Leitern und Mitarbeitern weltweit untersucht wurden, sind ziemlich deutlich: 34 Prozent der Arbeitnehmer planen demnach, ihre aktuelle Stelle in den nächsten zwölf Monaten aufzugeben, obwohl sie eigentlich zufrieden sind. Grund hierfür sind mangelnde langfristige Karrierechancen im Unternehmen (23 Prozent) bzw. die Aussicht auf bessere Optionen auf dem Arbeitsmarkt (elf Prozent). Nur drei Prozent sind sehr unzufrieden in ihrem derzeitigen Job und möchten deshalb innerhalb der nächsten sechs Monate kündigen.

Vorstellungen klaffen auseinander

Die Studie zeigt außerdem, dass das fehlende Vertrauen der Mitarbeiter in die Karriereplanung von vielen Personalleitern offenbar nicht erkannt wird. Der Großteil (70 Prozent) der HR-Manager sind mit ihrem Talent Management-Prozess jedenfalls zufrieden. Auch bei anderen Themen klaffen die Vorstellungen von Mitarbeitern und Managern bzw. HR-Leitern auseinander. Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer gibt an, dass sowohl ihr direkter Manager als auch ihre Kollegen flexibles Arbeiten unterstützen (61 bzw. 64 Prozent). Allerdings berichtet jeder dritte Mitarbeiter, dass er in der Vergangenheit um flexible Arbeitsbedingungen gebeten habe, diese ihm aber nicht gewährt wurden.

Apropos flexible Arbeitsbedingungen: Jeder zweite Mitarbeiter hat außerdem Bedenken, dass sich Arbeit in Teilzeit oder im Home-Office negativ auf die eigenen Karrieremöglichkeiten auswirken. Und obwohl fast zwei Drittel (77 Prozent) der Vollzeitbeschäftigten an neuartigen Anstellungsverhältnissen auf Kontingent- oder Vertragsbasis interessiert sind, zeigen bislang weder Business- noch Personalmanager eine entsprechende Offenheit.

Kein systematisches Vorgehen

Laut Studie ist Veränderung generell aber ein großes Thema für die Organisationen. So planen 93 Prozent der Unternehmen, ihre Organisation in den nächsten zwei Jahren signifikant zu verändern. Gleichzeitig sagen aber nur vier Prozent der leitenden Manager, dass ihre Organisation diese Veränderungsprozesse systematisch und auf moderne Art und Weise vorantreibt. Ein ähnliches Bild im Bereich Technologie: 61 Prozent der Manager glauben, dass neue Technologien am Arbeitsplatz, wie beispielsweise Robotik und Wearables, innerhalb der nächsten zwei Jahre den größten Einfluss auf ihre Organisation haben werden. Doch weniger als die Hälfte der Personalverantwortlichen stimmt dem zu. Nur etwa jedes dritte befragte Unternehmen (35 Prozent) gibt an, dass Mitarbeiter mehr als Standard-HR-Aufgaben (Urlaubsanträge etc.) digital abwickeln können.

Wünsche der Mitarbeiter finden selten Gehör

Zurück zu den Wünschen der Mitarbeiter: Lässt man das Gehalt außer Acht, ist für die weltweit befragten Arbeitnehmer beider Wahl des Arbeitgebers Urlaub bzw. Freizeit der größte Pluspunkt – in Form von Sabbaticals, zusätzlichen Urlaubstagen oder weniger Arbeitsstunden für ein geringeres Gehalt. Benefits wie Fitnessstudios oder Erholungsräume am Arbeitsplatz sind den Mitarbeitern hingegen weniger wichtig. Weniger als die Hälfte der Mitarbeiter sagt, dass ihr Unternehmen ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten kennt. (red, 8.6.2017)