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Timea Bacsinszky feiert sich und ihren 28. Geburtstag.

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Jelena Ostapenko feiert sich und ihren 20. Geburtstag.

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Paris – Eigentlich hatte Jelena Ostapenko für ihren 20. Geburtstag ganz andere Pläne. Die Lettin mit der jugendlichen Unbekümmertheit wollte im kleinen Kreis feiern. Doch jetzt kommen tausende Gäste zu ihrer Party. Am Donnerstag wird die ungesetzte Ostapenko auf der großen Bühne von Roland Garros um den Einzug ins French-Open-Finale spielen. Sie, die Nummer 47 der Welt, die auf der Tennistour noch keinen einzigen Titel geholt und im laufenden Turnier insgesamt 195 Winner in fünf Matches abgefeuert hat. "Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, jetzt überhaupt noch in Paris zu sein", sagte die ehemalige Turniertänzerin mit der Vorliebe für Samba.

Es wird ein emotionales Halbfinale auf dem Court Philippe Chatrier, denn auch Ostapenkos Gegnerin und Teilzeit-Doppelpartnerin, die Schweizerin Timea Bacsinszky, hat am Donnerstag Geburtstag – sie wird 28. "Diese Konstellation ist lustig und wirklich cool", sagte Bacsinszky, die bereits 2015 die Vorschlussrunde des bedeutendsten Sandplatzturniers erreicht hatte.

Diesmal will die Slice-Expertin aus Lausanne aber mehr holen in ihrer Wohlfühloase. "Da ist eine besondere Verbindung zwischen den French Open und mir. Hier spüre ich, wie dieses Feuer in mir brennt, hier entsteht immer diese spezielle Magie", sagte Bacsinszky, die Nummer 30. "Das ist das Turnier meines Herzens."

Gedrillt, gedemütigt

Die ungarischstämmige Bacsinszky hat harte Zeiten hinter sich. In der Jugend von ihrem überehrgeizigen Vater gedrillt und gedemütigt, konnte sie sich erst vor ein paar Jahren emanzipieren. "Ich wurde nicht gezeugt, um geliebt zu werden. Ich sollte die Träume meines Vaters erfüllen", hat Bacsinszky einmal gesagt. Erst eine Therapie vertrieb die Dämonen, zu ihrem Erzeuger hat sie keinen Kontakt.

Auf dem linken Unterarm trägt die Schweizerin ein Tattoo, das eine Schwalbe zeigt. "Sie ist frei, sie fliegt, sie ist das Leben", sagte Bacsinszky, die angekommen zu sein scheint – in ihrem zweiten Leben. Es überrascht keineswegs, dass sich das Verhältnis zu Ostapenko auch kurz vor dem großen Match nicht abkühlt. "Jelena ist sehr lustig, voller verrücktem, jugendlichem Übermut. Sie scheint mir kein bisschen ängstlich", sagte Bacsinszky über den ersten Teenager seit Ana Ivanovic vor zehn Jahren, der wieder die Vorschlussrunde erreicht hat. Die Serbin, mittlerweile mit Bastian Schweinsteiger verheiratet, gewann 2007 die French Open.

Ein weiteres gutes Omen sollte sich die fließendes Englisch sprechende Ostapenko zu Herzen nehmen: Der Letzte, bei dem der erste Turniersieg überhaupt gleich der Gewinn der French Open war, hieß Gustavo Kuerten. Der von den Fans geliebte Brasilianer holte sich den Coupe des Mousquetaires am 8. Juni 1997. An diesem Tag wurde Jelena Ostapenko in Riga geboren. (sid, red, 7.6.2017)