An der Ponta da Calheta ist schon Historisches passiert: Eine Bohne aus Florida wurde angeschwemmt und von Christoph Columbus aufgehoben. Heute freuen sich Urlauber darüber, dass auf diesem Sandstrand noch immer nicht viel los ist.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Francisco Caravana

Im Hauptort Vila Baleira erinnert die Pfarrkirche Igreja Nossa Senhora da Piedade an eine glorreichere Vergangenheit.

Foto: Getty Images/iStockphoto/urf

Der Strand in der Morgendämmerung

Foto: Getty Images/iStockphoto/Simon Bradfield

Porto Santo ist etwa elf Kilometer lang und nicht mehr als sechs Kilometer breit.

Foto: Getty Images/iStockphoto/LuisPortugal

Insel mit dem Goldstrand – Ilha Praia Dourada, so wird die kleine Insel vor Madeira genannt. Der Strand glitzert tatsächlich golden, wenn die Sonne ihre Strahlen nach Porto Santo schickt.

"Der besondere Glanz entsteht, weil der Sand extrem viel Muschelkalk enthält", sagt José Idalino Vasconcelos an der Ponta da Calheta im Süden, wo der Strand von schneckenartigen Muschelresten übersät ist. "Geologisch sind sie 30 Millionen Jahre alt", erklärt der gebürtige Portosantenser. Die Erosion hat sie an die Oberfläche gebracht, eine Schneckenart, die heute gar nicht mehr existiert.

Spürbares Plus

Porto Santo hat, was der grünen Blumeninsel Madeira fehlt: einen feinen goldgelben Sandstrand, und davon gleich neun Kilometer am Stück. "Wir sind der beste Sandstrand am Atlantik", meint Vasconcelos, der auf der elf Kilometer langen Insel eine Reiseagentur betreibt und bei der Wahl im September 2017 Bürgermeister werden will. Der Tourismus floriert, auch wenn es nach dem Geschmack des 57-Jährigen gerne noch mehr sein dürfte.

Der weltweite Terrorismus hat seiner ruhigen Insel in den letzten Jahren ein spürbares Plus und im Jahr 2016 rund 22.000 Gäste beschert. Deshalb wurde die Saison bereits von drei auf sechs Monate verlängert, sodass die neun Hotels und die Restaurants nun von Mai bis Oktober geöffnet haben. Drei Hotels versuchen sich ganzjährig.

Im beliebten Dünenbereich von Campo de Baixo hat auch der Fußballer Cristiano Ronaldo Land gekauft. Was der in Funchal geborene Ausnahmekicker damit vorhat, weiß niemand so genau. Allerdings hat er auf Madeira gerade sein erstes Hotel CR7 eröffnet. Dass er sich für den vulkanischen Archipel weiter engagieren wird, ist Ehrensache, seit der Flughafen von Funchal im April nach ihm benannt worden ist.

Kamelbraun und Kakigrün

"Mehr Sand als hier ist Wüste" erfand ein findiger Werbetexter als Slogan für Porto Santo. Liebhaber von Farben wie Sandgelb, Kamelbraun und Kakigrün werden auch länger als eine Woche Gefallen an der unaufgeregten Landschaft und dem gemächlichen Lebensrhythmus haben. Viele kommen zum Surfen, Kiten oder Wandern. Am Pico do Castelo und am Pico Branco e Terra Chã gibt es ausgeschilderte Wanderwege mit herrlichen Ausblicken auf die Steilküste. Um ein bisschen landschaftliche Abwechslung ins Bild zu bringen, hat die Natur im Norden steile Basaltklippen aus dem Meer getrieben und die Ebenen mit hübschen Anhöhen garniert, die sich Picos oder Miradores nennen. Auch Drachenflieger wissen diese Topographie zu schätzen.

"Der Tourismus ist fast unsere einzige Einnahmequelle", sagt Taxifahrer Gabriel, der wie seine Kollegen Rundfahrten auf der Insel anbietet, den Besuchern die versteinerten Dünen von Fonte da Areia sowie die seltenen Basaltorgeln am Pico Ana Ferreira und Portela zeigt – die "Theaterloge" der Insel, von der man die ganze Südküste überblickt. "Wenn der Winter genügend Niederschläge bringt, trägt die Insel für kurze Zeit ein grünes Kleid", erzählt der junge Mann: "Fast wie auf Madeira." Aber das passiere nicht jedes Jahr. Und doch genügt der wenige Niederschlag, um bei Camacha einen kräftigen, hochprozentigen Inselwein zu produzieren.

Hauch von Afrika

Fährt man über die Insel, spürt man den Hauch von Afrika überall. Im verkarsteten Inselnordosten, in der Serra de Dentro, schaffen es nur die zähesten Pflanzen wie Besenerika, in der Trockenheit zu bestehen. Die Menschen haben vor langer Zeit das Feld geräumt und es dem Wind überlassen. Bei Pedregal sieht man noch die Mauern verlassener Bauernhäuser der früheren Terrassenwirtschaft. Sie erzählen von vergeblichen Anstrengungen, dem verdorrten Boden Lebensnotwendiges abzuringen – Weizen, Roggen und Linsen. Ein paar Schafe, Ziegen und Kühe knabbern am kargen Bodenbewuchs.

Obwohl Wasser knapp ist, haben die Portosantenser 2004 einen 18-Loch-Golfplatz vom bekannten Architekten Severiano Ballesteros anlegen lassen. Die Entsalzungsanlage, die die Insel mit dem notwendigen Trinkwasser versorgt, kam erst zwei Jahre später.

Auf Porto Santo gestrandet

Im Hauptort Vila Baleira erinnert die Pfarrkirche Igreja Nossa Senhora da Piedade an eine glorreichere Vergangenheit. Für einen kurzen historischen Augenblick war das Wüsteneiland der großen Schwester nebenan um eine Nasenlänge voraus: 1418 schreiben die portugiesischen Kapitäne João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz in die Logbücher, dass ihre Schiffe in Sturm gerieten und auf einer Sandbank strandeten – Porto Santo, sicherer Hafen. Auf dem nicht einmal vierzig Kilometer entfernten Madeira landeten die Karavellen erst zwei Jahre später.

Kein großer Ruhm, findet Idalino Vasconcelos, aber auf Porto Santo ist man doch ein bisschen stolz darauf. Noch lieber haben die rund 5.500 Bewohner aber die Geschichten über Christoph Kolumbus, der seine große Karriere als Entdecker Amerikas hier vorbereitet und in der Pfarrkirche die Gouverneurstochter Filipa de Perestrelo e Moniz geheiratet haben soll. "Wahrscheinlicher ist, dass sie sich das Jawort in Lissabon gegeben haben", räumt Vasconcelos mit der Legende auf. Kolumbus, der als Zuckerhändler nach Madeira kam, habe sie auch nicht aus Liebe auserwählt, sondern weil er sich wegen ihres Adelstitels Zugang zum portugiesischen Hof und eine Audienz bei König João II. erhoffte. Dieser lehnte 1482 jedoch ab, dessen Entdeckungsfahrt gen Westen zu finanzieren. Bekanntermaßen versuchte Kolumbus danach beim spanischen Königspaar Isabella und Ferdinand erfolgreich sein Glück.

Die Bohne des Kolumbus

Am Strand von Porto Santo soll der genuesische Kaufmann die "Fava de Colombo" gefunden haben, eine angeschwemmte Bohne, die ihn auf die Idee gebracht haben soll, dass Amerika im Westen liegt. "Tatsächlich kam sie aus Florida", weiß Vasconcelos. Die ganze Geschichte mit allen wahren oder unwahren Legenden wird im Kolumbus-Museum erzählt, im Wohnhaus von Filipa und dem Kaufmann aus Genua.

Der Strand von Porto Santo hat aber noch andere Qualitäten. Früher staunte man hier über die Portugiesen, die sich im Sand eingruben und stundenlang wie Mumien ausharrten. Was lange als Volksglauben abgetan wurde, bestätigten schließlich wissenschaftliche Untersuchungen. Dabei wurden hohe Anteile an Chrom, Strontium und Jod festgestellt, die sich wohltuend auf die Gesundheit auswirken können. Hier kommen wieder die steinalten Muschelschnecken ins Spiel.

Der Abrieb der mineralhaltigen Korallen, Muscheln und Seeigel enthält Carbon und wirkt in Verbindung mit Wärme. Inzwischen wird der Sand in den Wellnesshotels von Porto Santo therapeutisch eingesetzt. Man kann sich aber genauso gut wie die Portugiesen einfach am Strand eingraben. (Beate Schümann, 16.6.2017)