Der Präsident wird aus den Reihen der Landespräsidenten gewählt. Thomas Szekeres dürfte gewählt werden.

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Amtsinhaber Artur Wechselberger tritt nicht mehr an.

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Wien – Artur Wechselberger wird sich kommende Woche nicht der Wiederwahl als Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) stellen. "Für mich ist das schon längere Zeit vom Tisch", sagte der jüngst als Tiroler Kammerchef wiedergewählte Allgemeinmediziner am Dienstag.

Für Thomas Szekeres, den Präsidenten der Wiener Kammer, sollte damit der Weg frei sein. "Dr. Szekeres dürfte, was die Vorbesprechungen ergeben haben, eine hohe Akzeptanz erwarten dürfen", sagte Wechselberger.

Szekeres möchte Wechselberger ablösen. "Ja, ich trete an", sagte Szekeres am Dienstag. Die Wahl findet bei der konstituierenden Vollversammlung am 23. Juni statt, der Präsident wird von den Landespräsidenten gewählt. Szekeres zeigte sich vorsichtig zuversichtlich, sein Ziel zu erreichen: "Es kann schon sein, dass ich gewählt werde. Ich würde nicht antreten, wenn ich mir nicht Chancen ausrechnen würde."

Proteste in Wien organisiert

Szekeres wurde kürzlich ein weiteres Mal an die Spitze der Wiener Interessenvertretung gewählt, obwohl er bei der Kammerwahl wieder nur den zweiten Platz erringen konnte. Er schaffte es einmal mehr, eine Koalition zu schmieden und den Wahlgewinner – Johannes Steinhart von der ÖVP-nahen Ärztevereinigung – als Präsidenten zu verhindern.

Szekeres wurde vor allem durch die Organisation der Ärzteproteste in Wien bekannt. Diese richteten sich zuletzt gegen geplante Maßnahmen im städtischen Krankenanstaltenverbund. Er scheute dabei auch nicht die Konfrontation mit der Rathaus-SPÖ. Bei der Kammerwahl trat er heuer auch nicht mehr als roter Ärztevertreter an, sondern mit einer eigenen Liste.

Unterstützung bekommt Sezekeres vom oberösterreichische Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser. "Wichtig ist für mich, dass ein Team in der Ärztekammer zusammenarbeitet", betonte Niedermoser. Szekeres sei "sicherlich dazu fähig, mit einem Team in die richtige Richtung" zu gehen, weshalb er ihm positiv gegenüber stehe.

Kein Gegenkandidat erwartet

Einen Gegner für Szekeres erwartet Wechselberger nicht. "Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass es einen Gegenkandidaten geben wird; wiewohl, das ist eine Spekulation von mir", sagte er.

Als Grund, dass er nicht neuerlich antritt, nannte Wechselberger seinen bevorstehenden 65. Geburtstag, aber auch, dass man in der ärztlichen Standesvertretung keinen Streit wolle. "Wir brauchen eine starke, einheitliche Ärztevertretung", so der Tiroler: "Ich glaube, es ist für die Ärzteschaft sehr gut, wenn möglichst viele das gemeinsam mittragen."

Endgültige Klarheit über die Kandidaturenfrage haben laut Wechselberger erst die letzten Wochen gebracht, "als dann der Überblick da war, wer steht überhaupt zur Wahl". Wien sei – Anfang Mai – eines der letzten Bundesländer gewesen, in der die konstituierende Sitzung der Länderkammer stattgefunden hat. "Dass Szekeres sich um das Amt bewirbt, war nicht klar. Es war auch nicht klar, wie die Wahl in Wien ausgehen wird."

"Wien hat ein Drittel aller Ärzte"

Ein aussichtsreicher Kandidat sei Szekeres allein dadurch, weil er in Wien Präsident der Kammer sei: Schließlich würden die Stimmen in der Vollversammlung nach der Zahl der Ärzte im Bundesland vergeben. "Wien hat ein Drittel aller Ärzte, also hat er ein Drittel aller Stimmen."

Dass Szekeres im Gegensatz zu ihm als Bürgerlichen aus dem SPÖ-Lager kommt, sieht Wechselberger nicht als Problem. "Die Österreichische Ärztekammer war immer gut beraten, die Parteipolitik aus der Standesvertretung herauszuhalten. Ich habe das streng so vertreten, und meine Vorgänger auch."

Zu seinen Erfolgen meinte er, man erreiche nie alles, was man anstrebe. "Aber wir haben viele Dinge weitergebracht." Er verwies hier auch auf Interna, etwa die Kammerorganisation oder die Ausbildungsreform.

Auch dass die Primärversorgung auf Druck der Kammer 2014 schließlich als "Team um den Hausarzt" firmierte, heftete er sich auf seine Fahnen. "Das trägt letztlich sehr deutlich unsere Handschrift", sagte er. Mit dem jetzt zum Beschluss anstehenden Gesetzesentwurf zeigte er sich dennoch unglücklich. Es sei ein Schnellschuss, der berechtigte Bedenken der Ärzte nicht berücksichtige.(APA, 13.6.2017)