Man kennt sie. Sie teilen sich auf in Nörgler, Leutselige und Fuchsig-Wilde, in jeder Stadt treiben sie ihr Unwesen. Deshalb ließ auch jener Stinkebold, der an einem diesigen Aprilmorgen in die Straßenbahn stieg, vorerst niemanden von seiner Gratiszeitung aufblicken. In mittlerer Lautstärke begann er, seinen wüsten Sermon über die Mitfahrenden auszuschütten.

Als er einen Zusteigenden an der Schulter berührte und verstummte, sah man die Erleichterung wie eine Welle durch den Wagen schlagen, doch als Sekunden später eine andere Stimme sein Nörgeln übernahm, versteiften sich die Nacken der Mitfahrenden. Diskret drehte man sich um und sah, dass es der neu Zugestiegene war, der nun nörgelte. Der Wagen rumpelte über eine Weiche, der neue Nörgler wankte gegen eine Dame in Stiefeletten und Jeansrock, und, ja, man hatte es geahnt, das Nörgeln sprang auf sie über.

Ein Skater in Sackhose trug es schließlich auf die Straße, eine Oma am Rollator übernahm. Seit diesen Tag drehen ein Stinknörgeln und eine stumme Angst ihre ewigen Runden durch die Stadt, und wenn sie sich treffen, entstehen seltsame Stafetten unter den Passanten. Auf die Frage von Touristen, wie dieser lustige Brauch heiße, hat man im Fremdenverkehrsbüro noch immer keine Antwort. (16.6.2017)