Wladimir Putin hat es wieder einmal geschafft. In der Frage der Sanktionen kommt es zusehends zu einer Spaltung des Westens. Während die EU auf eine Lockerung des Embargos zusteuert, stehen in Washington gerade Verschärfungen auf der Tagesordnung. Für Europa besonders ärgerlich: Der US-Senat will, dass Strafen über Firmen verhängt werden können, die in russische Pipelines investieren oder an solche zuliefern. Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. Bundeskanzler Christian Kern und Deutschlands Außenminister Sigmar Gabriel sprangen ihren Konzernen (unter anderen OMV und BASF) bei und geißelten die Vorgangsweise der USA.

Sie haben in mehreren Punkten recht: Sanktionen Washingtons gegen russische Pipelines zielen vor allem darauf ab, die Chancen von US-Flüssiggasexporten nach Europa zu erhöhen. Der US-Senat stellt somit die Interessen der amerikanischen Wirtschaft über die diplomatischen; und Unternehmen aus befreundeten Ländern Strafen anzudrohen gehört sich unter Partnern nicht.

Doch so jenseitig Washington agiert, die EU-Linie ist auch nicht viel besser. Österreich, Deutschland, Italien und einige weitere Länder haben die Krim-Annexion längst abgehakt und trachten nur noch danach, die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland zu verbessern. So einfach darf man es Putin nicht machen. Der kann sich ob der Verstimmung zwischen USA und EU getrost ins Fäustchen lachen. (Andreas Schnauder, 16.6.2017)